Profil der Fachpraxis (‚Theorie und Praxis der Sportarten und Bewegungsfelder‘)
Die Fachpraxis ist zentraler Bestandteil des sportwissenschaftlichen 2-Fach-Bachelorstudiums in den unterschiedlichen Profilen sowie im Zweitfach Sport im Studiengang Wirtschaftspädagogik, wobei die Fachpraxis auf die enge Verknüpfung von Theorie und Praxis in der universitären Ausbildung fokussiert. Im Mittelpunkt dieses Ausbildungsbereichs stehen das Erproben, Aneignen, Vermitteln und Analysieren sport- und bewegungsbezogener Fähigkeiten und Fertigkeiten in unterschiedlichsten Bewegungsfeldern und -formen und die (didaktische) Aufbereitung des Gegenstandsbereichs Sport und Bewegung im Hinblick auf unterschiedliche Voraussetzungen, Bedingungen und Ziele.
Die Verknüpfung von Theorie und Praxis findet hier durch die wissenschaftlich fundierte, reflektierte Auseinandersetzung mit den Aneignungsprozessen und Bewegungsvollzügen statt. Die motorischen Eigenrealisationen und Erfahrungen im Bewegungsvollzug in der Gruppe bilden dabei einen Ausgangspunkt für die theoretische Auseinandersetzung mit dem Gegenstand Sport und Bewegung und die Integration von interdisziplinärem (Fach)Wissen und (berufspraktischem) Können. So werden in der Fachpraxis Erfahrungen gemacht, die die für das Verständnis von Sportwissenschaft und Sport im Kontext zukünftiger beruflicher Tätigkeiten unabdingbar sind (Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft, 2019, S. 2).
Die besonderen Kennzeichen der fachpraktischen Ausbildung am Institut für Sportwissenschaften in Göttingen sind die Bearbeitung von Sport und Bewegung in je studienprofilbezogenen Veranstaltungen, die enge Verbindung von Theorie und Praxis in den Lehrveranstaltungen sowie eine konsequente Orientierung an der Leitidee einer kompetenz- und studierendenorientierten Lehre.
Merkmal unserer Fachpraxis ist es, dass sie Sport und Bewegung konsequent vor dem Hintergrund berufsfeldbezogenen Kompetenzerwerbs zum Gegenstand der universitären Lehre macht. Dabei geht es nicht nur darum, Sportarten und Bewegungsfelder kennenzulernen, das eigene Bewegungskönnen und die eigene sportliche Handlungsfähigkeit weiter zu entwickeln, sondern insbesondere auch darum, sich auf die Pluralität und Dynamik der Formen und Sinnrichtungen des Sports vorzubereiten und in der späteren Berufspraxis mit und im Sport fachlich fundiert und wissenschaftsbasiert arbeiten zu können.
Diese Leitidee bildet sich auch in den Modulbezeichnungen ab, die sich nicht allein am ‚Inhalt‘, d.h. traditionell an den einzelnen Sportarten und Bewegungsfeldern orientieren, sondern explizieren, unter welchen Perspektiven Sport und Bewegung in den Veranstaltungen thematisiert werden.
Fachpraxis im Profil „Lehramt“ (2-Fach-Bachelor) und im Studiengang Wirtschaftspädagogik mit dem Zweitfach Sport
Die fachpraktische Ausbildung im Rahmen des Lehramtsstudiums orientiert sich sowohl an curricularen Rahmenbedingungen für das Fach Sport als auch an zu erwerbenden überfachlichen Kompetenzen und gliedert sich in einführende und aufbauende Module.
In den Einführungsmodulen (B.Spo.261 und 262) erfahren die Studierenden in einzelnen, an den Inhaltsfeldern des Schulsports orientierten Sportarten und Bewegungsfeldern verschiedene sport(art)spezifische Vermittlungskonzepte, Trainings- und Übungsformen, die auf das Entwickeln grundlegender Bewegungsfertigkeiten und Handlungsfähigkeit in ausgewählten Sportarten und Bewegungsfeldern abzielen. Dies bildet sich auch in den Prüfungen ab, in denen u.a. sportpraktische Bewegungskompetenzen und Handlungsfähigkeiten nachzuweisen sind. In diesen Modulen gehören Auseinandersetzungen mit sportartspezifischem Fachwissen ebenso dazu wie das Üben und Trainieren sportlicher Bewegungsformen, u.a. im Selbststudium. Dafür stehen u.a. fakultative Übungszeiten zur Verfügung (in der Regel angeleitet durch studentische Hilfskräfte mit sportartspezifischer Expertise).
In den aufbauenden Modulen (B.Spo.270 und 280) werden Sport und Bewegung unter verschiedenen (pädagogischen) Perspektiven aufbereitet. Im Fokus steht hier didaktische Inszenierungen von Sport und Bewegung im Kontext Schule.
So setzen sich die Studierenden im Modul B.Spo.270 mit Fragen nach verschiedenen (Sinn)Perspektiven im Sport auseinander und erfahren Sport und Bewegung in unterschiedlichen Inszenierungsweisen bzw. aus verschiedenen Perspektiven. Hier findet eine vertiefte Auseinandersetzung mit Perspektiven sport- und bewegungsbezogenen Tuns und den damit verbundenen didaktischen Möglichkeiten statt. Das Verstehen, dass Sport unter verschiedenen Perspektiven betrachtet und inszeniert werden kann, steht hier im Vordergrund.
Im Modul B.Spo.280 geht es ausgehend von den Rahmenbedingungen der Schule um das Eröffnen von Bildungs- und Erziehungsgelegenheiten im und durch Sport. Hier finden u.a. Auseinandersetzungen mit den Fragen nach zweckmäßigen und angemessenen didaktischen Inszenierungen von Sport und Bewegung in der Institution Schule u.a. mit Blick auf die Diversität der Zielgruppe statt. In diesem Modul stehen u.a. eigene unterrichtliche Inszenierungen im Fokus. Die Auseinandersetzung mit den Bildungs- und Erziehungsmöglichkeiten im und durch Sport findet hier mit dem Fokus auf den schulischen Alltag (Sportunterricht etc.) als auch außerhalb des schulischen Alltags (z.B. auf Klassenfahrten) statt. Im Rahmen einer Exkursion werden z.B. das Bewegen auf Rollen und Rädern, auf und im Wasser, auf Schnee und Eis, in der Natur, im urbanen Raum erfahren und thematisiert.
In den Veranstaltungen der beiden aufbauenden Module werden einzelne Sportarten und Bewegungsformen aus dem breiten Spektrum der Sport- und Bewegungskultur exemplarisch behandelt, wobei sich unterschiedliche Schwerpunktsetzungen ergeben können.
Fachpraxis im Profil „Sportwissenschaft“ (2-Fach-Bachelor)
Im sportwissenschaftlichen Studienprofil werden unterschiedliche Sportarten, Bewegungsfelder und -formen kennengelernt und diese in verschiedenen (Wahlpflicht-)Modulen unter je spezifischen Themen bearbeitet (B.Spo.350-353). Das Kennenlernen, Erproben und Aneignen von Sportarten, Bewegungsformen- und -trends wird hier themenspezifisch vorstrukturiert.
Auch wenn aus den Modulbeschreibungen die ‚Sportpraxis‘ nicht explizit hervorgeht, so sind diese Module aber angelegt als anwendungsbezogene Veranstaltungen, in denen eigene Erfahrungen im und mit dem Sport, dem Bewegen, Üben und Trainieren (in der Gruppe) einen wesentlichen ‚Baustein‘ der Lehr-Lern-Aktivitäten bilden (s.o.).
Im Pflichtmodul Digitalisierung und Sport (B.Spo.350) werden u.a. verschiedene Instrumente digitaler Diagnostik und sportbezogene Apps kennengelernt, praktisch erprobt und reflektiert und sich darüber mit den Chancen und Risiken der Digitalisierung im Kontext Sport, Bewegung und Körper auseinandergesetzt.
In den Modulen B.Spo. 351, 352 und 353 werden Sport und Bewegung und deren Inszenierung unter verschiedenen Zwecksetzungen kennengelernt und reflektiert. Das Modul B.Spo.351 thematisiert Sport und Bewegung und dessen Inszenierung unter der Perspektive der Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und greift dabei u.a. einzelne spezifische Gegenstandsbereiche (Abenteuer- und Erlebnissport) als auch Konzepte (z.B. Erlebnispädagogik) auf. Hier sind zwei aufeinander aufbauende Veranstaltungen implementiert, wobei in einer Exkursion als vertiefender Veranstaltung anhand ausgewählter Bewegungs- und Sportaktivitäten aus dem Bereich des Natur-, Abenteuer- und Erlebnissports ganzheitliche Prozesse der Förderung der Persönlichkeitsentwicklung anhand der eigenen Erlebnisse und Erfahrungen analysiert und reflektiert werden.
Im Modul B.Spo.352 werden Sport und Bewegung unter der Perspektive der Gesundheitsförderung erfahren und dabei u.a. Maßnahmen wie z.B. Rückenschule, Aquafitness, Krafttraining, Ausdauertraining erprobt und reflektiert.
Im Modul B.Spo.353 werden Prozesse der Leistungsentwicklung erfahren, indem die eigene Leistungsentwicklung in ausgewählten Sportarten (z.B. Schwimmen, Leichtathletik, Basketball, Volleyball etc.) zum Ausgangspunkt der Auseinandersetzung mit Bedingungen und Voraussetzungen von Trainingsprozessen wird. Thematisiert werden dabei u.a. die je spezifischen Anforderungen des Sports sowie die darauf bezogenen Maßnahmen der Leistungsoptimierung und -steuerung.
Quellennachweise
Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (2019). „Theorie und Praxis der Sportarten und Bewegungsfelder“ – Positionspapier (Pdf-Version vom 06.03.2019). Zugriff am 10.03.2024 unter https://www.sportwissenschaft.de/publikationen/dvs-papiere/
Verordnung über Masterabschlüsse für Lehrämter in Niedersachsen (Nds.MasterVO-Lehr) vom 2. Dezember 2015 (Nds. GVBl. Nr. 21/2015 S. 351) - VORIS 20411. Zugriff am 10.03.2024 unter http://www.schure.de/20411/mastervo-lehr.htm