Newsletter Nr. 8 vom 8.06.2011
Liebe Kollegen und Freunde,
In dieser Ausgabe des MCS-Newsletters finden Sie Informationen über einen demnächst stattfindenden Vortrag, einen kurzen Bericht über den Workshop „Music Torture: Research Perspectives“ sowie Aktuelles über unsere generelle Arbeit an diesem Projekt und Informationen über den Study Day am 24. Juni. Darüber hinaus freuen wir uns, Ihnen ein neues Ausleihsystem vorzustellen, dass Wissenschaftlern und Studierenden Zugriff auf die Bibliothek unserer Forschergruppe ermöglicht, und Ihnen zur Langen Nacht der Göttinger Musikwissenschaft einladen.
1. MUSIK UND KINDERSOLDATEN IM BÜRGERKRIEG VON SIERRA LEONE: VORTRAG UND DISKUSSION, 15. JUNI 2011
Im Winter 2011 war das Gruppenmitglied Cornelia Nuxoll auf Feldforschung in Sierra Leone, um Material über die Rolle von Musik im Leben von Kindersoldaten und jungen Kombattanten während des Bürgerkriegs in den frühen 1990er Jahren zu sammeln. Sie wird einige erste Ergebnisse dieser Forschungsreise im Rahmen des regulären Kolloquiums des Musikwissenschaftlichen Seminars am Mittwoch, den 15. Juni 2011 um 18 Uhr s.t. vorstellen. Der Vortrag findet im Hörsaal statt (Adresse siehe unten) und ist öffentlich.
2. MUSIC TORTURE: RESEARCH PERSPECTIVES
Am 29. April fand mit großzügiger Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur ein Workshop statt, der von unserer Forschergruppe organisiert wurde. Dieser war auf eine Bestandsaufnahme des bisherigen Forschungsstands und der Forschungsprioritäten eines schwierigen Themas ausgerichtet: der Nutzung von Musik in Verbindung mit Folter und anderen Formen grausamer, inhumaner und erniedrigender Bestrafung (CID-Bestrafung). Bezogen auf die Anzahl der Teilnehmer war dieser Workshop unsere bisher größte Veranstaltung - eine Tatsache, die auf das allgemein hohe Interesse an diesem Thema verweist. Der Workshop verband Beiträge von Praktikern im Bereich des Menschenrechtsschutzes (Stefan Kessler, Amnesty International Deutschland) und der Behandlung und Rehabilitation von Überlebenden der Folteropfer (Sibylle Rothkegel, Internationale Akademie für innovative Pädagogik, Psychologie und Ökonomie gGmbH, Berlin) mit Fallstudien von Wissenschaftlern, die mit dem Workshopthema zu tun haben: Juliane Brauer (MPI for Human Development Berlin) diskutierte Beispiele aus den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Auschwitz, Anna Papaeti (Uni Göttingen) präsentierte erste Ergebnisse ihrer Forschung über Musikfolter während des Juntaregimes in Griechenland und Suzanne G. Cusick (New York University) vermittelte einen Eindruck von den Auswirkungen der Folter mit Musik auf frühere Insassen von US-Gefangenenlagern. Perspektiven für eine zukünftige Forschung wurden von Gunther Kreutz (Uni Oldenburg) für den Bereich der Musikpsychologie und -medizin aufgezeigt. Im Rahmen des Workshops fand außerdem die Vorpremiere des Films „Musik als Waffe / Songs of War“ von Tristan Chytroschek statt, der sich intensiv mit der Nutzung von Musik während Gefangenenbefragungen durch US-Militärs und Geheimdienste sowie deren Ursprung und der Entwicklung von „Sonic Warfare“ auseinandersetzt.
Ein wichtiges Ergebnis des Workshops war die Erkenntnis, dass es bisher zu wenig Verständnis und Wissen über die Rolle von Musik im Kontext von Folter gibt, was für Überlebende dieser Foltermethoden möglicherweise zu Schwierigkeiten bei Rechtsverfahren, Asylbewerbungen oder bei der Suche nach adäquaten Therapien führt. Deshalb gilt der Generierung und Distribution von Informationen über Formen und Auswirkungen dieser Art von Folter Priorität in der weiteren Forschungsarbeit. Neben der weiteren Berarbeitung von Forschungsthemen möchte die Gruppe deshalb die Wissensbasis mit einer Datenbank bekannter Beispiele erweitern. Eine einführende Beschäftigung mit diesem Thema im Vorfeld des Workshops hat bereits eine weitaus größere Bandbreite an Beispielen der Nutzung von Musik in Verbindung mit Folter und CID-Bestrafung offenbart als angenommen. Weitere Details über unsere Arbeit auf diesem Gebiet sind auf unserer Webseite zu finden unter http://www.uni-goettingen.de/en/207622.html. Demnächst erscheint dort auch ein ausführlicher Bericht über den Workshop.
3. MCS STUDY DAY, 24. JUNI 2011
Am 24. Juni werden wir von 10.00 Uhr bis ca. 16.00 Uhr einen informellen Study Day ausrichten, um einige neuere Publikationen zum Themengebiet Musik und Konflikt aus musikethnologischer Perspektive zu diskutieren. Da der Ausrichtungsort von der Anzahl der TeilnehmerInnen abhängt, bitten wir um Registrierung bis zum 15. Juni 2011 per E-Mail an mcs-info@uni-goettingen.de. Danach werden wir die weiteren Details sowie die zu diskutierenden Texte aus unserer Bibliothek an die registrierten TeilnehmerInnen versenden.
4. MCS-BIBLIOTHEK ZUR AUSLEIHE VERFÜGBAR!
Wir freuen uns, dass ab sofort ein neuer Service für die Benutzerinnen und Benutzer der Bibliothek des Musikwissenschaftlichen Seminars und andere interessierte Personen zur Verfügung steht: Die Literatur der Forschergruppe ist jetzt auch für andere NutzerInnen ausleihbar, auf Tagesbasis und nur in der Bibliothek des Musikwissenschaftlichen Seminars (Präsenzbestand). Gewünschte Bücher müssen mindestens 24 Stunden vor dem Wunschtermin bestellt werden; der Zugriff kann allerdings nicht garantiert werden. Für weitere Informationen sowie eine gegenwärtige Literaturliste siehe unsere Webseite unter: http://www.uni-goettingen.de/en/216534.html
5. LAST BUT NOT LEAST: LANGE NACHT DER GÖTTINGER MUSIKWISSENSCHAFT
Aus Anlass der gemeinsamen Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Birgit Abels, Prof. Dr. Andreas Waczkat und Prof. Dr. M. J. Grant wird am 17. Juni ab 17 Uhr die Lange Nacht der Göttinger Musikwissenschaft mit Vorträgen, Präsentationen und Konzerte gefeiert. Weitere Informationen dazu finden Sie hier:
http://www.uni-goettingen.de/de/214832.html
Sie sind herzlich eingeladen!
Weitere, allgemeine Informationen zur Forschergruppe sind einzusehen unter
http://www.uni-goettingen.de/de/84354.html
Schöne Grüße,
die Forschergruppe „Musik, Konflikt und der Staat“