Die englische Mediävistik in Göttingen ist ein interdisziplinäres Fach, dass Cultural Studies mit Literaturtheorie, Geschichte, Linguistik, Paläographie und Kodikologie verbindet. Unser Ansatz behandelt den mittelalterlichen Text als Phänomen, welches aus seinem Ursprungskontext heraus studiert, kritisiert und ediert werden soll mit einer universellen transkulturellen Empathie, die dem 21. Jahrhundert angemessen ist.
Wir bieten Studierenden dabei eine große Bandbreite von Möglichkeiten und Perspektiven, indem wir die literarischen und linguistischen Entwicklungen zwischen ca. 650 und 1500 betrachten. Studierende erwerben die notwendigen Sprachfertigkeiten, um sich mit der Vielzahl der literarischen Genres der mittelalterlichen Texte beschäftigen zu können ohne dabei ihre spezifischen linguistischen, historischen und materiellen Kontexte aus den Augen zu verlieren. Exemplarisch für die Literatur der Angelsachsen sind das Epos Beowulf, die Predigten und Heiligenleben Ælfric of Eynshams oder Rätsel und Prognostika, während Geoffrey Chaucers Canterbury Tales, die monumentale Allegorie Piers Plowman, die wunderbaren Kompositionen des Gawain-Dichters, die eingängigen Harley Lyrics oder die Mystery and Morality Plays die Vielfalt der spätmittelalterlichen englischen Literatur zeigen. Notwendig für das Studium dieser Texte ist ein Verständnis der mittelalterlichen Auffassungen von Textualität, Autorschaft, Performanz und Rezeption, um so neue Horizonte für das Edieren, Adaptieren und Transformieren mittelalterlicher Literatur in den modernen Medien zu erschließen.
Ausgehend von der Literatur beschäftigt sich die Englische Mediävistik in Göttingen auch mit der Entwicklung des Englischen durch die Jahrhunderte. Die englische Sprache ist tiefgreifenden Veränderungen unterworfen gewesen und bleibt auch heutzutage im stetigen Wandel. Dies ist durch eine Vielzahl von historischen, sozialen und kulturellen Phänomenen hervorgerufen worden, welche auch das heutige Englisch beständig verändern. Wir laden die Studierenden ein, vor allem die mittelalterlichen Aspekte dieser Wandlungsprozesse vor dem Hintergrund ihrer historischen Kontexte, interner und externer Faktoren, zu untersuchen.
Die besondere Aufmerksamkeit der Englischen Mediävistik gilt der Alterität der mittelalterlichen Handschriftenkultur. Dies beinhaltet die Einführung in mittelalterliche Handschriftenproduktion und Paläographie, ergänzt durch regelmäßige Forschungsreisen in internationale Handschriftenbibliotheken. Den Studierenden wird somit nicht nur ermöglicht, das mittelalterliche Buch hautnah kennenzulernen, sondern auch mögliche Berufsfelder im Bereich Archivstudien, Restauration, Kuratorentätigkeit, Projektmanagement und Verlagswesen. Die notwendigen Fertigkeiten der Problemlösung, Teamfähigkeit und transkulturelle Kompetenz bereiten die Studierenden auf zukünftige Karrieren im Bereich der Bildung, Medien oder Öffentlichkeitsarbeit vor.
Haben wir Sie neugierig gemacht? Dann schauen Sie doch einfach vorbei! Wenn Sie Fragen haben, kontaktieren Sie uns einfach. Wir würden uns freuen, Sie als MediävistIn begrüßen zu dürfen.