Zeitliche Analyse und Modellierung der paradigmatischen Ausbreitung von Verbwurzeln im Französischen und Italienischen
Seit 01.10.2021: Professor für Romanische Philologie/Sprachwissenschaft (Schwerpunkt Italienisch), Institut für Romanische Philologie, Freie Universität Berlin
Finanzierung: Drittmittel
Förderung durch: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Fördervolumen: 308.000.- Euro (inkl. Programmpauschale)
Programm: Eigene Stelle
Laufzeit: 36 Monate
Beginn: 01.10.2017
Leitung: Sascha Gaglia
Aktuelle Hilfskräfte: Eduard Łukasiewicz (seit 01.04.2019), Noel Seger (seit 01.10.2017)
Ehemalige Hilfskräfte: Pascal Hornbergs (01.10.2018-31.03.2019), Manuel Möll (01.10.2017-30.09.2018)
Projektbeschreibung
Bei der Entwicklung vom Vulgärlateinischen zum Altfranzösischen und Alttoskanischen ist es, wie auch in anderen romanischen Sprachen und Varietäten, zu einer Vielzahl an Lautwandelphänomenen gekommen (bspw. Wandel der Betonungsverhältnisse, Diphthongierung, Palatalisierung), die zu einem hohen Maß an Variation von Wurzeln in Verbsystemen geführt haben. Die ursprünglich phonologischen Prozesse wurden im weiteren Verlauf morphologisiert, d.h. sie wurden fortan mit morphologischen Merkmalen assoziiert und verloren somit ihre lautliche und prosodische Motivation. Dies führte insbesondere für das Französische durch Analogien − im Extremfall – bis zum vollständigen Ausgleich von Wurzeln (bspw. Afr. trui-, truev-, trov- > trouv-).
Weniger ausgeprägt als im Französischen sind entsprechende Tendenzen für die Entwicklung vom Alttosk. zum Neuit., dennoch sind sie beobachtbar (bspw. Diphthongierung im gesamten Paradigma von Mod. It. mietere ‘mähen’). Während der Anfangs- und der gegenwärtige Punkt der Entwicklungen ebenso wie die einzelnen Formen, die sich dazwischen entwickelt haben, sowohl für das Französische als auch für das Italienische weitestgehend bekannt sind, ist der Weg, den diese analogischen Formen innerhalb eines Paradigmas sukzessive gegangen sind − wir sprechen im Folgenden von einem ‘analogischen Pfad’ − unbekannt, i.e. die Ausbreitung einer Verbwurzel von einer Zelle
Forschungsfragen
Mit dem vorliegenden Projekt sollen die empirische, merkmalstheoretische und frequenztheoretische Dimension morpho-phonologischer Innovation inkl. paradigmatischer Analogien im Bereich von Verbwurzeln auf der Grundlage quantitativer Daten für die Entwicklung vom Alttoskanischen zum Neuitalienischen und vom Altfranzösischen zum Neufranzösischen untersucht werden.
Es wird angenommen, dass die Ausbreitung von Verbwurzeln schrittweise abläuft. Die Untersuchungsfragen lauten wie folgt:
a. Wie erfolgt die analogische Ausbreitung einer Wurzel in ihrem Paradigma aus zeitlicher Perspektive?
b. Lassen sich hierfür Pfade der Ausbreitung nachzeichnen, die generalisierbar sind?
c. Lassen sich diese Pfade auf der Grundlage
i. grammatischer Merkmale (morpho-syntaktisch/-semantisch)
ii. der Verwendungsfrequenz einer Form
iii. sonstiger Faktoren modellieren?
Methoden und Ziele
Für die Beantwortung der Fragen in (a) bis (c) und zur Vorhersage von Pfaden wird im Projekt ein merkmalsbasierter Mechanismus unter Hinzunahme der Verwendungsfrequenz als Variable entwickelt. Diese theoretisch-linguistische Perspektive soll durch die zu erhebenden diachronen Daten aus sehr großen Korpora zum Französischen und Italienischen überprüft werden. Gleichzeitig soll das Projekt auf Grundlage der erhobenen Daten die Ausbreitungen der Wurzeln in den Paradigmen dokumentieren. Die Dokumentation der Daten soll nach Ende des Projektzeitraums in der interaktiven Internet-Datenbank für die Arbeit von Linguistinnen und Linguisten mit unterschiedlicher Forschungshintergründen bereitgestellt werden.
Gehaltene Präsentationen
(mit freundlicher Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes/DAAD)
Angenommene Abstracts
Projektbezogene Publikationen
Projektbezogene Abschlussarbeiten
Datenbank FRITAV
Dokumentation (Beta) [30.09.2020]
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