DFG-Projekt zum Thema Wohnungslosigkeit bewilligt
In dem Projekt unter der Leitung von Prof. Timo Weishaupt, Ph.D. "Selber schuld… oder? Eine vergleichende, stadtsoziologische Erklärung von Wohnungslosigkeit im Wechselspiel individueller, institutioneller und struktureller Faktoren" geht es um die Frage, warum Menschen in Deutschland trotz eines umfangreichen sozialpolitischen Angebots wohnungslos werden (und bleiben)? Unter diesem Aspekt soll die soziologische Forschung zum Thema Wohnungslosigkeit theoretisch und methodologisch weiterentwickelt und empirisch mit neuen Daten angereichert werden.
Im Vordergrund steht eine systematische Betrachtung der individuellen Handlungsmuster innerhalb lokal unterschiedlich aufgestellter Hilfesysteme und städtischer Strukturen im Zeitverlauf. Die Städte Göttingen, Kassel und Paderborn wurden als Fallbeispiele gewählt, da sie sich zwar in vielen für Wohnungslosigkeit relevanten Kriterien ähneln, aber dennoch in den lokalen Hilfesystemen in wichtigen Punkten grundlegend unterscheiden.
Die für die Untersuchung relevanten Daten sollen zum einen mittels einer auf 18 Monate angelegten qualitativen Panelanalyse erhoben werden. Ca. 12 Personen pro Stadt sollen insgesamt drei Mal im Abstand von jeweils sechs Monaten interviewt werden, um die Handlungsspielräumen wohnungsloser Menschen im Zeitverlauf erforschen zu können. Zum anderen sollen neben Betroffenen auch Praktiker*innen leitfadengestützt befragt werden, um sowohl die Expert*innen-Perspektive mit einzufangen wie auch kommunale (Regulierungs-)Praktiken und strukturelle Kontextbedingungen festzuhalten. Diese individuellen, qualitativen Daten aus den Betroffenen- und Expert*inneninterviews werden computergestützt mit Hilfe von MAXQDA systematisch und kategorienbildend ausgewertet, um Hypothesen über konkrete Inklusions- bzw. Exklusionsmechanismen zu generieren.