Forschung

Seit dem neunzehnten Jahrhundert haben sich religiöse und sozialistische Bewegungen auf komplexe Weise überschnitten. Frühere Forschung hat gezeigt, dass sozialistische Bewegungen oft als „häretisch“ und „mystisch“ wahrgenommen wurden und wie sie sich mit alternativen religiösen Bewegungen wie dem Spiritismus und der Theosophie überschnitten haben. Solche Verbindungen bleiben jedoch in der Religionswissenschaft im Allgemeinen unerforscht. Das Projekt füllt diese Forschungslücke, indem es die Verflechtungen zwischen Religion und Sozialismus in den Jahrzehnten um 1900 nachzeichnet. Ein Teilprojekt von Konstantin Moser widmet sich dazu der Transformation des jüdischen Messianismus von Moses Hess (1812-1875) bis Martin Buber (1878-1965), während das andere Teilprojekt von Felix Janina Gräsche das Werk Gustav Landauers (1870-1919) und Hugo Balls (1886-1927) in den Blick nimmt. Deren „mystische“ Auffassungen von „Sozialismus“ werden in ihrem religionsgeschichtlichen Kontext erläutert, was sowohl neue Perspektiven auf ihr Werk als auch auf größere Entwicklungen an der Schnittstelle von Religion und Sozialismus eröffnet. Darüber hinaus wird eine kritische Analyse der Begriffe „Sozialismus“, „Mystik“, „Esoterik“ und „Okkultismus“ in zeitgenössischen sozialreformerischen Kreisen einen Beitrag zum theoretischen und terminologischen Repertoire der Religionswissenschaft leisten und dieses revidieren.

Zum Projekt

Betreuung durch Prof. Dr. Andreas Grünschloß und PD Dr. Fritz Heinrich

The aim of this project is to look into the increasing spread and variation of exorcist therapy concepts within complementary medicine in Germany. The field-based research focuses on the way the actors, as healers or non-medical practitioners, see themselves. Concepts of healing activities and the development of training contents for disciples are also explored. I look comparatively at these healers´ exclusive or hybrid exorcist treatment concepts and the associated conceptualization. In view of my research aims, I conduct open guideline interviews with various therapists which will be developed further during the course of my research. This guideline questionnaire contains questions about extrasensory abilities and education of the actors, methods such as rituals, prayers and instruments. I ask about theories, underlying religious traditions and their possible individual transformation as well as delimitation from other exorcist healing concepts. If possible, I complement the results with participant observation.

Betreuung durch Prof. Dr. Andreas Grünschloß

The thesis aims to examine social lives of the Church Mission Society educated African Christian elite women as depicted in African owned West African newspapers, in the period between 1880 and 1920, after the demise of the slave trade. It interrogates the power of presentation and representation in debunking the absence of African women in historical accounts by tracing women’s discourses in shaping a new social identity through social cognitive skills, against the missionary instilled private Victorian life ideals. While editors repeatedly defined the press as a vehicle to host public debates rather than simply an organ to disseminate news or editorial ideology, educated African Christian elite women utilised to emancipate themselves from/against the African male ideological construct of African Christian women's place and role in the new urban space, by using their transnational networks. The thesis anchors on the dynamic inter-play between five dominant themes on Christianity and missionary education, African elites, the press, women and their transatlantic networks.

Betreuung durch Prof. Dr. Andreas Grünschloß und PD Dr. Fritz Heinrich

All around the globe different elements of smoking gained religious connotations: tobacco as a source and valuable sacrifice, smoke as a representation of the rising prayer and the pipe as an altar and a tool of transformation. For many ethnic groups of Southern Africa (Xhosa, Thembu, Tsonga etc.) the tobacco pipe became not simply a furnace for burning tobacco, but an instrument of meditation and a tool for inviting the ancestors into our spiritual realm. For this reason, the tobacco pipe is seen as a material manifestation of worship and can be described as ‘a portable altar’ and ‘a microcosm of the universe itself’. My research is focused on historical female smoking practices among the Xhosa people of Southern Africa.

Betreuung durch Prof. Dr. Andreas Grünschloß

Die Forschung beschäftigt sich mit der religiösen Gewaltherrschaft anhand des vom Protestantismus inspirierten „Himmlischen Reiches des Großen Friedens", das in China von 1851-1864 errichtet wurde und mit vielen Millionen Toten einen des blutigsten Bürgerkriegs der Menschheit darstellt. Da dieses Ereignis umfassende Bezüge zu religiösen Prozessen und der gesellschaftlichen Entwicklung Chinas sowie zum Einfluss ausländischer Mächte einschließlich des Vorstoßes des westlichen Christentums aufweist, liegen in der Literaturen sehr unterschiedliche Interpretationen vor. Anhand der auf Michel Foucault und andere zurückgehenden Diskursanalyse soll untersucht werden, wie Autoren „Wirklichkeit konstituieren", um aus religionswissenschaftlicher Sicht alternative Diskursmodelle zum religiösen Regimeterror zu erarbeiten, möglicherweise auch unter grundsätzlicher Berücksichtigung des Islamischen Staates unserer Tage.

Betreuung durch PD Dr. Fritz Heinrich und Prof. Dr. Andreas Grünschloß

Galt zeitgenössisch die Vorstellung säkularer Politik in Abgrenzung zur Religion, wie sie am abnehmenden Kirchgang festgemacht werden konnte, formierte sich im Laufe der 1980er Jahre ein Bewusstsein über breit gefächerte religiöse Elemente innerhalb der Grünen. In der Dissertation wird die Rolle dieser religiösen Pluralität auf ihren Einfluss bei der Konstruktion von Macht diskursiv in ihrer akteursseitigen Aushandlung erforscht. Dabei reicht die Bandbreite von nichtorganisierten christlichen Strömungen, über die Erwartung eines mit der Politik der Grünen einhergehenden neuen Zeitalters, bis hin zum Versuch, eine ökologische Religion zu begründen. Die Untersuchung der in ihrer Selbstwahrnehmung global agierenden Grüne Bewegung ist dabei auf Westdeutschland fokussiert, trägt jedoch auch transnationalen Einflüssen und Austauschprozessen Rechnung.

Betreuung durch Prof. Dr. Andreas Grünschloß und Prof. Dr. Christian Meyer (FU Berlin)

Tradition is here conceived as a dynamic construction of the past, or rather, tradition as a reality, reality of process that constructs itself through its past experience. The system of faith that constructs itself through the process of tradition is called "religion". Religion is thus defined through the concept of tradition, and characterized with reference to the process of tradition. Two formative processes of tradition will be distinguished, "canonization" (Kanonisierung, J. Assmann) and "Intellectualization" (H. Bergson). The present study focuses exclusively on "canonization" and "religion of canonization". A context for the "religion of canonization" is Confucianism in the context of its primary canons, namely "Five Canon", which is called "Confucius' Confucianism".

Betreuung durch Prof. Dr. Andreas Grünschloß und PD Dr. Fritz Heinrich

Seit jeher ruft das Auftreten neuer Religionen in ihrem Umfeld Reaktionen hervor - nicht selten Ablehnung und Feindschaft. Zu beobachten ist das aktuell an der islamkritischen Szene in Deutschland: einem losen Netzwerk aus Einzelpersonen, Vereinen, Parteien und Webseiten, die sich dem Kampf gegen die vermeintliche "Islamisierung Europas" verschrieben haben. Die AkteurInnen haben dabei ganz unterschiedliche Beweggründe und politische Standpunkte. Gemeinsam ist ihnen die Sicht auf Islam, Muslimas und Muslime. Die AkteurInnen der islamkritischen Szene und ihre Wahrnehmung des Islams stehen im Mittelpunkt des Dissertationsprojektes.

Betreuung durch Prof. Dr. Andreas Grünschloß und Prof. Dr. Gordon Whittaker

Waren die Götter außerirdische Astronauten? Dieser Hypothese geht die grenzwissenschaftliche Paläo-SETI-Forschung (auch: Prä-Astronautik) nach. Ihr bekanntester Autor ist der Schweizer Erich von Däniken, der dem Thema in den 1970ern zu weltweiter Popularität verhalf. In seinem Werk verbinden sich grenzwissenschaftliche Argumente mit weltanschaulichen Positionen, Religionskritik mit eigenen religiösen Entwürfen. Das Dissertationsprojekt arbeitet die religiösen Bezüge heraus und öffnet damit einen religionswissenschaftlichen Zugang zu diesem popkulturell einflussreichen Thema. Dänikens Sachbücher werden analysiert und unter anderem mit den Gründungsschriften einer UFO-Religion, der Rael-Bewegung, verglichen. Es zeigt sich, dass Dänikens Religiosität seine grenzwissenschaftliche Argumentation entscheidend beeinflusst.

Betreuung durch Prof. Dr. Andreas Grünschloß und Prof. Dr. Joachim Gentz

Zusammenfassung unter: Neopaganismus Online

Betreuung durch Prof. Dr. Ilinca Tanaseanu-Döbler und Prof. Dr. Peter Kuhlmann

Based on a close reading of the passages depicting the underworld and its denizens in Claudius Claudianus’ epic poem De raptu Proserpinae, the project examines the function of this mythological topos in the narrow frame of the poem itself, but also in the larger setting of late 4th-century society in the Roman West. As a central theme in the literary tradition, in education, and in religio-philosophical discourses on the beyond, the underworld topos is especially suitable as a focal point for the analysis which sheds light on a potential interplay between the literary culture and the changing religious situation of Late Antiquity.

Zu erwerben unter: www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com

Betreuung durch Prof. Dr. Andreas Grünschloß und PD Dr. Fritz Heinrich
(Weitere Prüfer/Gutachter: Prof. Dr. Martin Tamcke und Prof. Dr. Hacik Rafi Gazer)

Through overall developments and movements, migration has spread throughout the world, causing concurrence and amalgamation of heterogeneous and culturally different societies. Present day societies are culturally even more diverse: individuals live in numerous cultures, speak in various languages, and have different identities. Despite the fact that the movement of Armenians previously existed in Antiquity and the Middle Ages, and Armenians have made numerous networks around the world, the considerable flow of relocation and the modern term of the Armenian Diaspora has developed because of the First World War after the Armenian Genocide in 1915, more explicitly, it comprises mostly individuals who survived the Armenian Genocide. The current research investigates the lives of the Armenian Diaspora in Germany, more specifically, the ones that have moved to Germany from Armenia, Iran, and Turkey. Studying the lives of the Armenian ethnic group in a host society, it discusses the issues of living in heterogeneous societies and cultures, the role that religion plays in the migration and integration context, affiliation and attachment to various cultures, hybrid cultural, religious and social identities: how Armenians perceive themselves and different societies in Germany, what it feels like to be away from their homeland and live in various cultures simultaneously, to what cultures they have a sense of belonging, how they endeavour to retain their ethnic, religious, and cultural identities, what assists them in the integration process, and how they assess their lives in Germany. The research applies three methods: participant observation, semi-structured interview and Stefan Huber’s questionnaire “The Centrality of Religiosity Scale”. Religion plays a vital role in most of the interviewees’ lives, depending on various circumstances, such as a spiritual nourishment, a psychological support, closeness to one’s ethnicity or ethnic group, access to the host society, etc. According to the current research results, the Armenian interviewees in Germany perceive religion as an inseparable part of their culture, since their religious, ethnic, and cultural identities are intertwined and regarded as an inseparable unit: religious identity – Christian, ethnic identity – Armenian, cultural identity – customs and traditions. Christianity is perceived and practiced by the Armenian interviewees as a ‘cultural religion’ for the following reasons. They consider themselves to be Christians, but are not actively engaged in religious rituals or prayers. Christianity played an important role in the history of Armenians since it helped them preserve their ethnic identity and culture throughout history. Christianity has become an inseparable part of their culture since many Armenian customs and traditions are tightly connected to it and play an important role in their ethnic, national, cultural and religious identities. Interestingly enough, even those, who consider themselves to be atheists, conceive Christianity as an indispensable part of the Armenian culture and identity.

Online abrufbar unter: http://dx.doi.org/10.53846/goediss-9094

Betreuung durch Prof. Dr. Andreas Grünschloß und PD Dr. Fritz Heinrich

Das Judentum ist für eine Vielzahl von Neureligiösen Bewegungen / Neuen Religionen von Bedeutung, sie beschränken sich dabei nicht nur auf die Weiterführung judenfeindlicher Topoi. Glorifizierung des Judentums sowie Übernahme jüdischer Lehren in das eigene Sinnsystem sind häufig zu beobachten. Durch diese Abgrenzungen, Annährungen und Übernahmen wird von Seiten der Neureligiösen Bewegungen / Neuen Religionen eine Verhältnisbestimmung zum Judentum konstruiert. Im Konkreten werden in dem Dissertationsprojekt folgende Gemeinschaften untersucht: Rudolf Steiner/Anthroposophie, Rael-Bewegung, Universelles Leben, Scientology, Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage (Mormonen), Zeugen Jehovas, African Hebrew Israelites of Jerusalem, Bahá'í, Ahmadiyya Muslim Jamaat und weitere.

Drucklegung befindet sich in Vorbereitung

Co-Betreuung durch Prof. Dr. Andreas Grünschloß

Die ethnisch-religiöse Minderheit der Yazid_innen wird in ihren Herkunftsgebieten im Irak, Iran, Syrien und der Türkei, die sie selbst "Kurdistan" nennt, verfolgt und diskriminiert. Deshalb wanderten zehntausende Yezid_innen in den letzten 30 Jahren nach Westeuropa aus. Viele haben in Deutschland eine "neue Heimat" gefunden. Mit der Migration gingen Veränderungen im Vollzug der yezidischen Religion einher: Die traditionell weitgehend mündliche Überlieferung religiösen Wissens wird nun teilweise verschriftlicht, Vereine werden neu gegründet, religiöse Bräuche und ethische Vorstellungen ändern sich. Diese und andere Transformationen vollziehen sich aber nicht reibungslos, sondern lassen komplexe Aushandlungsprozesse erkennen. Die Struktur dieser Prozesse soll im Rahmen der Arbeit mithilfe des Raumparadigmas erfasst und beschrieben werden.

Co-Betreuung durch Prof. Konrad Thomas und Prof. Dr. Andreas Grünschloß

Open Access Zugang