"Moderne" in transkulturellen Diskursen
Was heißt es für eine interkulturelle Germanistik, wenn sie sich die ungleichen Orte vergegenwärtigen muss, von denen aus über 'Moderne' gesprochen wird? Was heißt 'Moderne' im westlichen, welche diskursiven Zuschreibungen erfährt 'Moderne' im chinesischen Selbstverständnis? Im Kontext von Globalisierung und Post-Kolonialismus sowie einer verstärkt kulturwissenschaftlich ausgerichteten Literaturwissenschaft wurden die Theoretisierungsversuche zu 'Moderne' von einer bislang eurozentristischen Behauptung erweitert um Begriffe wie "alternative", "marginale", "verspätete" oder "periphere" 'Moderne'. Der Kanon der 'Moderne' wird diskursiv aufgebrochen (dekonstruiert) und nicht nur in seiner asymmetrischen Machtkonstellation hinterfragt (Zentrum und Peripherie; Moderne und Tradition), sondern 'Moderne' wird als kontinuierlicher und offener Prozess der Formation von wechselnden multiplen Modernitäten transparent. Die Geschichte der 'Moderne' wird nicht langer als quasi "natürlicher" Vorgang der Homogenisierung der Weltkulturen konstatiert. Im Zentrum des Projekts werden unterschiedliche Orte, Agenten und Zeiten aufgesucht und gesichtet, um 'Moderne' als Diskursformation politischer, kultureller bzw. historischer Selbst- und Fremdpositionierungen in differenten institutionellen, kulturellen und ideologischen Zusammenhängen transparent zu machen. Fokussiert werden insbesondere Schnittstellen von intellektuellen Berührungspunkten und imaginären Begegnungen chinesischer und westlicher Modernitätsdiskurse sowie ihr wechselseitiges aufeinander Bezogensein.