Erfahrungsberichte
Fabians Erfahrung mit dem Ausbildungskompass
Fabian ist Teilnehmer des Projekts Ausbildungskompass Chemie. In diesem Video berichtet er uns, an welchen Maßnahmen des Projekts er teilgenommen hat... und wie sie ihm geholfen haben.Weiter unten steht das Interview auch in Textform zur Verfügung.
Das Interview
Ausbildungskompass: | Wer bist du und warum bist du heute hier? |
Fabian: | Mein Name ist Fabian und ich bin ein Student an der Georg-August-Universität Göttingen und ich studiere - wie man sich vielleicht denken kann - Chemie. Ich bin heute hier, weil mir vom Ausbildungskompass Chemie ein paar Fragen übersandt wurden und ich mich bereiterklärt habe, diese zu beantworten, weil mir das Projekt eben gut gefällt |
Ausbildungskompass: | Welche Ausbildungsstationen hast du bisher durchlaufen? Erzähl uns ein bisschen von deinem Ausbildungsweg! |
Fabian: | Mein Ausbildungsweg, beziehungsweise mein Weg zum Studium war vielleicht etwas länger als bei manch anderem Durchschnittsstudenten. Das liegt daran, dass ich zuerst eine Mittlere Reife gemacht habe, an einer Gesamtschule und dann erst später den Weg zum Abitur gefunden habe. Bei uns war es so, an der Realschule, dass wir darauf getrimmt wurden, in einen Job zu gehen, aber das war dann bei mir nicht der Fall, weil so alles, was Richtung Chemie geht, wollen die Leute eher Leute haben, die 18 sind und ich war zu dem Zeitpunkt 17. Aber ich habe einen Tipp bekommen, dass ich an der Elisabeth-Knipping-Schule in Kassel (ein berufliches Gymnasium) mal schauen soll, da die dort viele Geräte eben auch aus der Industrie haben und das habe ich dann getan und bin so dann auch an mein Abitur gekommen. Und was bei der Elisabeth-Knipping sehr nett ist: Im Anschluss kann man noch eine Ausbildung machen, die statt zwei Jahren, wie es eigentlich ist, um ein Jahr verkürzt ist, da man bereits im Labor gearbeitet hat im Abiturgang. Und so habe ich dann mein Abitur und meine Ausbildung erhalten. |
Ausbildungskompass: | Seit wann wolltest du Chemie studieren? Und warum? |
Fabian: | Das Chemiestudium, bzw. allgemein zu studieren kam bei mir erst recht spät. Wie ich ja schon erwähnt hatte, war es ja eigentlich so, dass ich in den Beruf wollte oder sollte, aber da das ja dann nicht funktioniert hat, habe ich dann ja das Abi gemacht und dann die Ausbildung. In der Ausbildung habe ich gemerkt, die ist so gut für mich gelaufen oder mir so einfach gefallen, dass ich dann merkte und dachte, dass da noch mehr Kapazitäten sind und dann habe ich entsprechend angefangen, mich mit dem Thema „Studium" zu beschäftigen. Ich habe dann natürlich geguckt, was kann man studieren, wo kann man studieren, wie kann man studieren und habe dann auch verschiedene Eignungstest durchlaufen. Zwei Stück, um genau zu sein. Das Erste hat gesagt, dass ich sehr gut für Naturwissenschaften geeignet bin und im Zweiten kam dann raus, dass ich eine Affinität für Chemie habe. Die hatte ich natürlich auch schon vorher, deswegen habe ich ja einen Chemisch-technischen Assistenten gemacht, aber dadurch, dass ich noch einmal bestätigt wurde, kam ich dann darauf zurück, Chemie zu studieren. |
Ausbildungskompass: | Du bist mit einer Ausbildung zu uns an die Fakultät gekommen. Welche Unsicherheiten, Fragen und Probleme waren am Anfang schwer zu bewältigen? |
Fabian: | Am Anfang des Studiums stehend gab es schon ein paar Probleme, die mir begegnet sind. Unter anderem war es am Anfang, gerade Corona bedingt, schwer Leute kennenzulernen. Studieren allein stellt sich durchaus schwierig dar und mit anderen zu studieren ist eine große Hilfe, aber wenn man nur zu Hause sitzt und gar nicht an der Universität ist, fällt das natürlich schwer. Das ist noch immer so ein bisschen im Prozess befindlich, sich den Leuten zu nähern, aber jetzt durch die Praktika und das langsame Zurückkommen von Präsenzbetrieb wird das durchaus besser. Das zweite Problem, dem ich begegnet bin, war gerade so die Umstellung von meiner Ausbildung wieder zur Universität also gerade große Lernmengen in meinen Kopf zu bekommen und entsprechend Lernmethoden zu erlernen. Das ist auch noch ein Prozess, der ist so in der Findungsphase. Ich denke das ist auch was, was sich immer weiterentwickelt. Wenn wir jetzt auf die Ausbildung zurückkommen, war natürlich das Problem am Anfang, ich wusste, ich kann meine Ausbildung anerkennen lassen, aber wie die anerkannt werden würde, wo, das wusste ich alles nicht. Da hat mir dann zum Glück der Ausbildungskompass Chemie geholfen. Und schlussendlich war natürlich noch die Frage: Wie ist es mit der Aufrechterhaltung der Moral im Studium. Das stellte sich gar nicht so leicht dar, weil man hat immer mal wieder Phasen, in denen es eben nicht so gut läuft, oder in denen eine Klausur zurückkommt, die nicht erfolgreich war. Unter diesen Bedingungen die Moral zu erhalten und dann auch noch in der Onlinelehre - nicht unbedingt einfach, aber ich denke auch das ist so `ne Entwicklungssache, über die man sich immer mal wieder Gedanken machen muss und sich mit anderen austauschen sollte. |
Ausbildungskompass: | Du bist von Anfang an beim Ausbildungskompass dabei. Was bedeutet das Projekt für dich? Inwiefern hat es dir geholfen? |
Fabian: | Der Ausbildungskompass ist mir grundsätzlich wichtig und liegt mir am Herzen. Das liegt einfach daran, dass er mir selbst geholfen hat, als ich an die Universität gekommen bin. Im Endeffekt habe ich drei Angebote wahrgenommen vom Ausbildungskompass. Das war zum einen das anrechnen lassen von meiner Ausbildung in verschiedenen Modulen. Das waren die Coffeebreaks, die einen auf verschiedene Themen aufmerksam gemacht haben und das war das e-Portfolio, das ich für mich angefertigt habe, um einfach einen allgemeinen Überblick über mich zu geben. |
Ausbildungskompass: | Welches Angebot hat dir am meisten geholfen? |
Fabian: | Ich finde, das ist gar nicht mal so leicht zu beantworten, welches Angebot mir am meisten geholfen hat. Das liegt ganz einfach daran, dass sie doch sehr unterschiedlicher Natur sind und je nachdem, wie man geholfen betrachten möchte, gibt es da verschiedene Möglichkeiten, beziehungsweise ich würde sagen, jedes von den dreien hat mir geholfen auf seine eigene Weise. So hat natürlich die Hilfe bei der Anerkennung mir ordentlich Zeit und Mühe gespart, mich selbst damit zu beschäftigen. Das ist natürlich sehr hilfreich und nützlich. Dann das e-Portfolio hat mir einer Art Selbstreflexion weitergeholfen um einfach mal in dem Studium zu reflektieren und was vor dem Studium war zu reflektieren und vielleicht sich Ziele zu setzen, was kommen wird. Und schlussendlich die Coffeebreaks waren sehr gut um mich neuen Themen näherzubringen, zum Beispiel gab es einmal das Thema „Lernmethoden", das hat einfach nochmal ein paar neue Blickwinkel geöffnet. Und so hat dann jedes der drei seine eigene Art von Hilfe dargeboten. |
Ausbildungskompass: | Wir haben dich dabei unterstützt, deine Anrechnung zu organisieren. Wie gut hast du dich dabei von uns unterstützt gefühlt? Was hätten wir besser machen können? |
Fabian: | Bei der Anrechnung habe ich mich optimal unterstützt gefühlt, muss ich sagen. Das war nachdem ich das Angebot gefunden hatte und die erste Email geschrieben hatte, ging das direkt los damit, dass ich das erste Praktikum tatsächlich nicht mitmachen musste. Und im Endeffekt habe ich nichts gemacht, außer ein paar Mails zu beantworten, der Rest lief von alleine. Und später wurde ich immer wieder an Möglichkeiten der Anrechnung erinnert, wenn es Zeit war, dass diese Anrechnungen in Modulen fällig werden würden und entsprechend musste ich mich da eigentlich um kaum etwas oder gar nichts, außer vielleicht ein Gespräch mit dem Doktorranden, der das Modul leitet, kümmern. Und für mich muss ich sagen, war das tatsächlich optimal. |
Ausbildungskompass: | Erzähl uns aus deiner Sicht ein bisschen über die Coffeebreaks. Was gefällt dir an dem Format? Inwiefern hilft es dir? Was könnten wir besser machen? |
Fabian: | Die Coffeebreaks waren für mich eigentlich immer etwas sehr entspanntes, ruhevolles mit einem guten Informationsgehalt. Es war ja immer so aufgebaut, dass man am Anfang einen kleinen Vortrag hatte, wo durchaus auch die Leute, die anwesend waren, eingebaut wurden und dann anschließend gab es noch eine kleine abschließende Fragerunde, wo man vielleicht nochmal das Thema vertiefen oder nochmal drauf eingehen konnte. Schlussendlich gab es eine Diskussion und ich glaube tatsächlich, dass diese Diskussion am Ende mit das Wichtigste war, weil sie nochmal die Themen reflektiert hat, weil man nochmal die Erfahrung der verschiedenen Leute gehört hat und ich würde sagen, das ist eine runde und schöne Sache. Das Einzige, was ich tatsächlich im gesamten noch verbessern wollen würde ist, dass es relativ wenig Leute wahrgenommen haben, leider, und gerade durch eine Vielfalt von anderen Menschen doch noch einmal mehr Reflektion und mehr Erfahrung reinkommen würde, was zu einer besseren Abrundung des Gesamten führen würde. |
Ausbildungskompass: | Du nutzt auch das e-Portfolio. Kannst du uns erklären, was das ist? War die Methode hilfreich für dich? Was hat dir gefallen? Was hättest du dir anders gewünscht? |
Fabian: | Das ePortfolio stellt für mich eine Möglichkeit dar, seine eigenen Ziele, Wünsche und Vergangenes einmal niederzuschreiben und zu dokumentieren und das eben entsprechend auch teilbar zu dokumentieren mit anderen, wenn man das denn möchte. Grundsätzlich fand ich die Methode für mich ziemlich interessant um über die Vergangenheit zu reflektieren. Ich muss sagen, ich wollte das auch zwischen den Semestern machen, aber das ist mir nicht so gut gelungen. Da waren dann Prüfungen und sonstiges. Man kennt das ja, immer kommt was anderes dazwischen. Ich habe es jetzt tatsächlich in letzter Zeit nochmal entdeckt und allgemein über die Orientierungsphase, also die ersten beiden Semester etwas reflektiert und ich denke ich würde probieren, das auch in etwa in so einem Rahmen zu halten. Ich denke, das ist gut möglich, dann investiert man mal einen Tag rein und es hilft einem sehr gut bei der Selbstreflektion. So wirklich was anders machen, kann man da glaube ich nicht, weil das wirklich schon sehr, sehr individuell ist. Man muss da seinen Weg mit finden, oder, wenn man da nicht mit zurechtkommt, es vielleicht auch lassen. |
Ausbildungskompass: | Welche weiteren Unterstützungsangebote hättest du dir von uns gewünscht oder wünschst du dir noch? |
Fabian: | Weitere Unterstützungsangebote... Vielleicht nicht direkt Angebote, kann man es so formulieren? Was ich mir auf jeden Fall noch wünschen würde, wäre vielleicht eine Verknüpfung unter Leuten, die gerade mit einem Ausbildungshintergrund an die Universität kommen. Ich glaube, unter dieser Perspektive hat man einen Punkt oder eine Basis auf der man sich austauschen kann und auch gerade wenn man das betrachtet mit den Angeboten, die vielleicht nicht ganz so gut angenommen wurden, kann man dann natürlich die Leute viel besser erreichen und die Erreichbarkeit zwischen den Leuten viel besser herstellen. |
Ausbildungskompass: | Bist du inzwischen gut im Studium angekommen? Wie sehen deine Zukunftspläne aus? |
Fabian: | Ich würde behaupten, ich bin einigermaßen gut angekommen. Zu 85% würde ich behaupten bin ich eingearbeitet, die restlichen 15% sind noch so ein bisschen im Prozess. Lernmethoden besser ausbauen, Notizführung verbessern und ähnliches. Was meine Zukunft betrifft, bin ich momentan vom Gefühl her am ehesten der organischen Chemie zuzuordnen und entsprechend würde ich behaupten, dass dahin, wenn wir jetzt den Bachelor außer Acht lassen, wohl auch der Master hingehen wird. Und durchaus kann ich mir auch eine Promotion vorstellen, aber das ist noch weiter in der Zukunft, da würde ich mich einfach überraschen lassen, wie sich das entwickelt. |
Ausbildungskompass: | Zuletzt: Wenn du jemanden triffst, der gerade aus einer Ausbildung kommt und ins Studium gehen möchte, was würdest du ihm sagen wollen? |
Fabian: | Ich denke, das erste, was ich ihm empfehlen würde, ist dass er sich, sobald er mit dem Studium anfängt und an die Universität kommt, Leute suchen soll, mit denen er auf einer Wellenlänge ist, denn Lerngruppen zu bilden, die natürlich auch über das restliche Studium fortbestehen können oder noch mehr Leute kennenzulernen, ist unglaublich hilfreich. Verschiedene Blickwinkel darauf zu haben, oder wenn jeder mal ne andere Mitschrift vorlegt, ist unglaublich wertvoll. Und alleine bei Corona in seinem Kämmerchen zu sitzen, man merkt wo die Grenzen des Einzelnen sind. Als Zweites würde ich behaupten, ist es wichtig, sich nicht entmutigen zu lassen. Gerade wenn das Lernen am Anfang auch nach der Ausbildung, wo man vielleicht nicht diese Mengen an Stoff gewöhnt ist, erst einmal schwierig fällt und die erste Klausur daneben geht, dann ist das gar nicht schlimm. Man hat drei Versuche, zwei Versuche pro Semester, das ist überhaupt kein Ding, wenn da mal was schiefgeht. Davon darf man sich nicht entmutigen lassen, man sollte es eher als Chance ansehen, es danach umso besser zu machen. Und als Drittes würde ich empfehlen, dass man sich auch tatsächlich die Sachen, die man gemacht hat, anrechnen lässt. Das sind die Leistungen, die man selbst schon erbracht hat, da ist überhaupt nichts falsch oder verlogen daran oder sonstiges, die anerkennen zu lassen, sondern lasst sie euch anerkennen. Das hilft enorm gerade wenn man im Studium ist, man hat nicht viel Zeit, aber das gibt zumindest ein bisschen Zeit, die man dann vielleicht für Lernmethoden und andere Dinge umso besser gebrauchen kann. |