Diana Krischke
Beschreibe bitte kurz dein jetziges Aufgabenfeld.
Hmmm, ich wollte doch gar nichts beruflich mit Pferden machen...
... aber es kam anders, und das ist auch gut so.
Ich bin auf Pferdebetrieben aufgewachsen, kannte also das Auf und Ab der Pferdewelt nur zu gut. Unsichere Finanzen, ein Rund-um-die-Uhr-Job mit Höhen und Tiefen und erst Recht die ständige Abhängigkeit von den Interessen anderer Leute - sei es im Turnier, bei Zuchtrichtern oder bei Kunden - machten mir die Entscheidung leicht, mich nach meinem Abitur nicht für eine Ausbildung als Pferdewirtin oder Ähnlichem umzusehen. Ich wollte auf "Nummer sicher" gehen und bewarb mich mitten im Medienhype der 2000er Jahre für ein Studium des Medienmanagements. Doch mit Geldverdienen sollte es in diesem Bereich auch nicht so einfach werden, denn als 2001 die Kriese der New Economy ausbrach, fanden auch die ausgesuchten "Elitestudenten" keine bezahlten Jobs mehr, sondern mussten sich erstmal über Praktika hocharbeiten. Für mich ergab sich aber pünktlich zum letzten Semester des Studiums eine große Chance: Meine Eltern bekamen eine Audienz beim Fürsten von Schaumburg-Lippe vorzusprechen, um nach zehn Jahren Suche nach einem Ort für ein lebendiges Pferdemuseum endlich ein passendes Ambiente zu finden. Ich dachte an Projektarbeit: Ein oder zwei Jahre Aufbauarbeit, ein bisschen Presse, ein bisschen Management, ein bisschen Administration - toll! Und dieses spannende Projekt, was sich dann als großer Glücksgriff herausstellte, ließ mich auch nicht mehr los. Die Verbindung von körperlicher Arbeit mit Pferden, musealer Arbeit mit Geschichte und Wissenschaft und der Geschäftsleitung ließ mich an Herausforderungen wachsen und so konnte ich, nachdem ich meinen Diplom-Medienwirt in der Tasche hatte, noch einen Jagd- und Falknerschein machen, was mir wieder großen Spaß am Lernen vermittelte. Und dann bewarb ich mich bei den Pferdewissenschaftlern...
Was konntest du aus deinem Studium für deinen jetzigen Job mitnehmen?
Das Studium hat mir sehr viel Einsicht und vor allem Übersicht verschafft, an welche Bereiche rund ums Pferd man alles denken muss, wenn man sich der Sache mit Köpfchen und nicht nur aus dem Bauch heraus nähern möchte. Sehr viel Spaß hatte ich an sämtlichen medizinischen Fächern - alles rund um die Tiermedizin, Ernährungsphysiologie und Gesunderhaltung durch Stallbau / Weidemanagement etc. haben mich in vielen Bereichen wachgerüttelt. Auch die Methodik der Ethologie war für mich neu, hatte ich vorher viele Entscheidungen rund um das Verhalten von Pferden intuitiv gefällt, so konnte ich nun begründen, wofür etwas gut sein konnte, wie es dem Individuum in seiner Gruppe besser gehen kann und wie sich das im Verhalten mit Menschen niederschlägt. Die Bereiche rund um die Zucht und Pferdebeurteilung, sowie die Organisationsstrukturen von Verbänden kennengelernt zu haben, schadet mir als Reiter auch nicht, im Gegenteil, hier habe ich sogar eine dreijährige Ausbildung zum Zuchtrichter für Berberpferde noch angeschlossen und meine Masterarbeit in diesem Bereich geschreiben. Die Genetik hat in der Geschichtsschreibung der Pferde unheimlich viel Raum gewonnen, seit man die Phylogenese neu erklären kann, ein spannender Bereich, in dem ich weiter am Ball bleiben möchte. Im täglichen Leben an der Hofreitschule kann ich nun die durch mein Studium gewonnenen Erkenntnisse in der Living history mit aktueller Wissenschaft rund ums Pferd verknüpfen und ausbauen und nicht nur in der Theorie am Schreibtisch durchleuchten. Wir experimentieren mit Geschichte. Jeden Tag! Denn...
"Wer die Geschichte nicht kennt, kann sich seiner Zukunft nicht bewusst sein!"