Feministische Ausstellungsstücke
In der Vitrine in der Bereichsbibliothek des Kulturwissenschaftlichen Zentrums (KWZ), finden sich in regelmäßigen Abständen Ausstellungsstücke zu verschiedenen Themen rund um Feminismus und Diversität. Die Vitrine kann jeweils zu den Öffnungszeiten der Bibliothek besucht werden.
Aktuelle Ausstellung: In STILLER Trauer?
Diese Ausstellung beschäftigt sich damit, wie wir Bestattung und Trauer in Deutschland intersektionell denken können.
In Deutschland wird im Kontext der Trauer-und Sepulkralkultur oftmals von Pietät gesprochen. Der Begriff Pietät (lateinisch pietas, zu: pius = pflichtbewusst; fromm) lässt sich als taktvolle Rücksichtnahme, besonders in Bezug auf die Gefühle und religiösen Wertvorstellungen anderer, definieren. Im Bestattungswesen verweist Pietät auf einen respektvollen Umgang mit den Verstorbenen und den Trauernden.
Dabei sind Vorstellungen von pietätvollem Verhalten immer kulturell geprägt. Laut dem Bundesverband Deutscher Bestatter äußert sich pietätvolles Verhalten beispielsweise durch das Tragen angemessener Trauerkleidung, sowie der Aussprache gemessener, tröstender Worte. Normabweichende Praktiken und Ästhetiken werden dagegen als pietätlos empfunden. Bestattungen sind immer Ausdruck von Identität und gesellschaftlichen Machtverhältnissen. Dabei wird Trauer-und Sepulkralkultur global und auch innerhalb Deutschlands sehr unterschiedlich gelebt. Es ist daher unmöglich eine einheitliche Definition von pietätvollem Verhalten zu schaffen. Es tut sich ein Spannungsfeld auf, in dem selbstbestimmtes Sterben und Bestatten in Deutschland nicht immer möglich oder sozial erwünscht ist. So hat sich der pflichtbewusste Bruch mit "klassischen" Bestattungs- und Trauervorstellungen unter anderem in der LGBTQAI+-Community als Protestform etabliert.
Vergangene Ausstellung: Die Mentruation - Break the Bloody Taboo!
In der Vitrine befinden sich aktuell verschiedene Ausstellungsstücke zum Thema Menstruation.
Warum betrifft das Thema nicht nur (und nicht alle) Frauen?
Nicht alle Frauen menstruieren und nicht alle Personen, die menstruieren, sind Frauen. Dennoch geschehen Thematisierungen von Menstruation häufig mit alleinigem Fokus auf cis¹ Frauen, während trans*, inter*, nicht-binäre und agender Personen als Menstruierende ignoriert werden. Deswegen wird der geschlechtsneutrale Ausdruck „menstruierende Personen“ verwendet, um alle Menschen mit Periode miteinzubeziehen.
Da die Menstruation jedoch für lange Zeit (und teilweise immer noch) als “Frauenthema” galt, zeigen sich bei dem Thema u.a. auch Verschränkungen mit Misogynie, wie etwa in Bezug auf die fehlende Forschung zu Krankheiten, die v.a. menstruierende Personen betreffen (wie z. B. Endometriose). (vgl. Crawford/Waldman 2022: 44; 135)
Was ist Endometriose?
Endometriose ist eine chronische Erkrankung des Uterus, bei der sich Gewebe außerhalb des Uterus im Bauchraum befindet, welches sich während des Zyklus verändert. Es kann zu Blutungen und Vernarbungen im Unterleib kommen, welche starke Unterleibsschmerzen verursachen können. Weitere Krankheitssymptome sind u.a. Darmbeschwerden und Sterilität, allerdings kann die Krankheit bei jeder Person unterschiedlich auftreten.
Die Gründe für das Entstehen von Endometriose sind unklar, zudem mangelt es an nicht-invasiven Diagnosemöglichkeiten. Der Prozess bis zur Diagnose kann sechs bis acht Jahre dauern und wird von den Betroffenen meist als sehr belastend empfunden, auch weil viele Ärzt:innen ihre Beschwerden nicht ernst nehmen.
Endometriose wurde als Krankheit lange gesellschaftlich und wissenschaftlich ignoriert, wodurch immer noch sehr vieles im Zusammenhang mit der Krankheit unbekannt und unerforscht ist. (vgl. Ebert 2019: 1, 69, 73; Hudson 2021: 21-23)
Break the Bloody Taboo stellt sich vor:
Wir, 9 Studierende unterschiedlicher Disziplinen der Uni Göttingen, haben Anfang 2022 das Projekt "Break the Bloody Taboo" gegründet. Gemeinsam verfolgen wir das Ziel, Tampons und Binden auf dem Uni-Campus kostenlos zur Verfügung zu stellen. Mit Mitteln aus dem Programm "Kreativität im Studium" der AKB Stiftung haben wir im November 2022 vier Spender mit kostenlosen Menstruationsartikeln angebracht. Gemeinsam mit Fachgruppen, Fachschaften und Gleichstellungsbeauftragten der Universität haben wir es mittlerweile geschafft, 30 Spender zu installieren - sowohl am Z- wie auch am Nord-Campus und in der UMG. Mit unserer ehrenamtlichen, unbezahlten Arbeit setzen wir uns dafür ein, dass Studierende sich im Unialltag weniger Sorgen um ihre Menstruation machen müssen.
Adé durchgeblutete Hose, hallo Vorlesung!
Verfasst von Break the Bloody Taboo
Was ist Periodenarmut?
Das Stigma, Menstruation verstecken zu müssen, und dass das monatliche Blut etwas Dreckiges ist, führt dazu, dass wir zwar in öffentlichen Einrichtungen Toiletten, Wasser und Seife finden, aber keine Menstruationsprodukte. Im Leben gibt eine menstruierende Person in Deutschland weit mehr als 2.500 € für Hygieneprodukte aus, ohne Schmerztabletten und ohne Anrechnung von Verhütungsmitteln. In einer Realität, in der marginalisierte Gruppen in der Lohnarbeit benachteiligt werden, müssen menstruierende Personen diese Kosten zusätzlich tragen.
Dass in einem finanziell scheinbar gut gestellten Land wie Deutschland Periodenarmut herrscht, kann man sich trotzdem so gut wie nicht vorstellen. Dass der Begriff Periodenarmut nahezu unbekannt ist, obwohl sie so weit verbreitet ist, zeigt wiederum, wie sehr das Thema Menstruation tabuisiert ist. In einer Plan International Studie gaben allein 23 % der Menstruierenden an, dass die monatlichen Ausgaben für die Periode eine Belastung für sie darstellen. Jede zehnte Person zögert das Wechseln der Menstruationsartikel hinaus, um den Verbrauch zu deckeln. Das Hinauszögern des Wechselns von Periodenprodukten birgt jedoch ein großes Risiko für Infektionen, was wissentlich eingegangen wird. Das verwundert kaum, denn bis 2020 galten Menstruationsartikel nach dem Steuersatz noch als Luxusgut. (vgl. Brandt 2021; Nagel 2020; Plan International Deutschland e.V. o.D.)
Die Austellung sowie das zugehörige Info-Plakat wurden erstellt von Mirja Seibert im Rahmen des Praktikums im Gleichstellungsbüro der Philosophischen Fakultät im SoSe 2023.
Vergangene Ausstellung: Historische Zeitschriften und Dokumente aus der Blaustrumpfbibliothek
In der Vitrine befinden sich aktuell verschiedene historische Zeitschriften und Dokumente aus der Blaustrumpfbibliothek:
- Plakat für eine FrauenLesbenParty im T-Keller vom 02.12.1995
- Plakat für ein Sekttrinken im BiblioTeeCafé im AStA am 22. Juni 1995
- Flyer mit Druckvorlage für einen frauen-bücher-treff im AStA (Jahreszahl unbekannt)
- Kassandra. Info-Heft für Frauen an der Uni von 1990, WiSe 91/92 und WiSe 93/94
- SAPPHO. Zeitschrift für Feministinnen, Lesben, bi- und transsexuelle Frauen mit Veranstaltungshinweisen für Göttingen und Umgebung von 1999
- Radikarla von 1993 und 1994
- Radikarla von 2022
- Göttinger Nachrichten. Uni Frauenzeitung des Autonomen Frauenreferats im AStA. 1981 und WiSe 82/83
Vergangene Ausstellung: Filmreihe "Geschichte der Sexualität in Umbruchszeiten: Begehren vor und nach 1990"
Die Filmreihe "Geschichte der Sexualität in Umbruchszeiten: Begehren vor und nach 1990" zeigt im Rahmen der LesBiSchwulen* KULTURTAGE in Göttingen zwei Filme zum lesbisch-schwulen Leben in der DDR im Kino Lumière.
Filme:
"OUT IN OSTBERLIN" (2013) von Jochen Hick und Andreas Strohfeldt erzählt von der Ostberliner LGBTQAI*-Bewegung. Es werden 13 Menschen portraitiert, deren Leben zeigen, was es hieß in der DDR offen schwul oder lesbisch zu leben. Zur Vorführung kommen die Regisseure Jochen Hick und Andreas Strohfeldt sowie weitere Filmprotagonist*innen. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion bietet sich die einmalige Chance mit ihnen ins Gespräch zu kommen und mehr über schwule Kommunist*innen, Kirchengruppen und die frauenbewegten Lesben im Prenzlauer Berlin zu erfahren. Was sich durch den Mauerfall und die Wiedervereinigung für sie verändert hat oder nicht, darüber wollen wir reden.
"UFERFRAUEN" (2020) von Barbara Wallbraun ist ein preisgekrönter Dokumentarfilm über das Leben von sechs lesbischen Frauen in der DDR. Sie kommen ausführlich zu Wort und erzählen, was es hieß, im realexistierenden Sozialismus „anders“ zu l(i)eben. Dies ist ein ganz besonderer Abend im Lumière, denn zur Vorführung des Films wird es eine Podiumsdiskussion mit der Regisseurin Barbara Wallbraun und weiteren Protagonist*innen geben.
Vergangene Ausstellung: Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie hat viele Menschen unterschiedlich hart getroffen – abhängig von gender, class und race, von Wohnverhältnissen, Pflege- oder Fürsorgeverantwortung, ob alleinerziehend, in Kurzarbeit oder gar arbeitslos, unterbezahlt, ohne Kinderbetreuung, isoliert und allein zu Hause – die Auswirkungen waren für viele Menschen mehr als herausfordernd. Einigen strukturellen und gesellschaftlichen Ursachen dieser Zustände widmen sich die Bücher in der feministischen Vitrine.
Bücher in der Ausstellung:
Michael Volkmer, Karin Werner (Hrsg.): Die Corona-Gesellschaft. Analysen zur Lage und Perspektiven für die Zukunft. transcript (Bielefeld) 2020.
In dem Buch geht es um das Thema Corona aus sozial- und kulturwissenschaftlicher Sicht. Die Auto-rinnen und Autoren beschäftigen sich deutend, philosophierend, erklärend und analysierend mit einem Phänomen, welches das gegenwärtige Leben und damit die Gesellschaften weltweit maßgeblich beeinflusst hat.
Die Verfasser*innen adressieren zentrale gesellschaftliche Themen jenseits von virologischen und medizinischen Erkenntnissen und Gefahrenabschätzungen. Sie verstehen die Corona-Krise als gesellschaftliche Krise, die tief in unsere alltäglichen Verhaltensroutinen eingreift. Dies' spiegelte sich „damals“, als die Krise ihren bisherigen Höhepunkt erreichte, in dem oft gehörten Satz wieder: „Nun wird es nie wieder so sein, wie es mal war“. Die Beiträge reichen von persönlichen Betroffenheitsschilderungen bis hin zu abstrakt-theoretischen Analysen. Die Verstärkung der sozialen Ungleichheit durch die Corona-Krise ist ebenso ein Thema wie der systematische Rassismus, der durch die Corona-Krise deutlich sichtbarer wurde. Die Impfgegner, die sich seit Corona mit den klassischen Verschwörungstheoretikern verbündet haben, werden ebenso beschrieben wie die Aktivist*innen der FfF-Bewegung, die sich in ihre virtuellen Räume zurückziehen mussten. Der Schmerz und die Angst vor den „Gegenbewegungen, die auf Abschottung und Verdrängung abzielen“ und schon „in den Startlöchern stehen“ (S. 149) kommt zum Ausdruck, das Krankheitssystem „als Intensivmedizin, die das Individuum in der Gesamtheit seiner Lebensvollzüge steuert“ (S. 199) oder die „verschiedenen Phasen der Humandifferenzierung“ (S. 221) und die „scharfe Polarisierung des politischen Diskurses“ (S. 239).
Quelle: Rezension von Prof. Dr. Joachim Thönnessen (Hochschule Osnabrück – Fakultät Wirtschafts- und Sozial-wissenschaften). Online verfügbar: https://www.socialnet.de/rezensionen/27151.php.
Gabriele Winker: Care-Revolution. Schritte in eine solidarische Gesellschaft. transcript (Bielefeld) 2015.
Gabriele Winker eröffnet ihr Buch Care-Revolution mit einem Wunsch: für sich und seine Mitmen-schen Sorge tragen zu können und selbst Sorge zu erfahren. Damit thematisiert sie ein akutes Problem unserer Zeit: Sorge kommt zu kurz in einer Gesellschaft, in der die Produktion von Waren und das ökonomische Wachstum zunehmen, gleichwohl aber auch die Belastungen für das Individuum am Arbeitsplatz, in prekärer Erwerbslosigkeit oder im Privaten steigen. Zeit für Sorgebeziehungen verknappt sich und Menschen fühlen sich abgehängt vom neoliberalen Leistungs- und Konkurrenzdenken. Notwendig ist daher ein grundlegender Perspektivenwechsel – nicht weniger als eine Care Revolution.
Die Autorin setzt sich mit dem Dilemma um Sorge und Selbstsorge in Deutschland auseinander und beleuchtet die Care-Revolution in sieben Kapiteln aus theoretischer und empirischer Perspektive. Gabriele Winker entwickelt Schritte in eine solidarische Gesellschaft, die nicht mehr Profitmaximierung, sondern menschliche Bedürfnisse und insbesondere die Sorge umeinander ins Zentrum stellt. Ziel ist eine Welt, in der sich Menschen nicht mehr als Konkurrent_innen gegenüberstehen, sondern ihr je individuelles Leben gemeinschaftlich gestalten.
Quellen: [1] Klappentext zum Buch. Online verfügbar: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-3040-4/care-revolution. [2] Rezension von Meike Brückner in Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 25(1), 191-193, 2016. Online verfügbar: https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/50922.
Diana Auth: Pflegearbeit in Zeiten der Ökonomisierung. Wandel von Care-Regimen in Großbritannien, Schweden und Deutschland (Arbeit - Demokratie - Geschlecht Band 23). Verlag Westfälisches Dampfboot 2017.
Durch den demographischen Wandel und die Zunahme der Pflegebedürftigen, den Rückgang familiärer Pflegepotentiale sowie den Fachkräftemangel in der Pflege geraten die nationalen Care-Regime unter Druck. Hier setzt die Vergleichsstudie von Diana Auth an. Sie zeichnet die pflegepolitischen Ökonomisierungsprozesse Großbritannien, Schweden und Deutschland nach und nimmt deren Auswirkungen auf die familiäre und berufliche Pflegearbeit in den Blick.
Die Autorin untersucht zum einen die Auswirkungen des Ökonomisierungsprozesses auf die Art der Pflegearbeit (Formalisierung versus Informalisierung) und zum anderen auf die Qualität der familiären und beruflichen Pflegearbeit. Sie zeigt auf, inwieweit eine Prekarisierung im Hinblick auf die materielle und soziale Absicherung, die Beschäftigungsstabilität und -fähigkeit sowie die Arbeitsbedingungen in den drei Ländern stattgefunden hat.
Quelle: Klappentext zum Buch. Online verfügbar: https://www.dampfboot-verlag.de/shop/artikel/pflegearbeit-in-zeiten-der-oekonomisierung.
Ingrid Artus, Nadja Bennewitz, Annette Henninger, Judith Holland, Stefan Kerber-Clasen (Hrsg.): Arbeitskonflikte sind Geschlechterkämpfe. Sozialwissenschaftliche und histori-sche Perspektiven (Arbeit - Demokratie - Geschlecht, Band 27). Verlag Westfälisches Dampfboot 2020.
Frauen waren an Arbeitskämpfen häufig aktiv beteiligt, wie der Überblick über Frauenstreiks seit Beginn der Arbeiterbewegung zeigt. Sie kämpften gegen geschlechtsspezifische Diskriminierung wie auch gegen die Missachtung ihrer Anliegen in männerdominierten Organisationen und entwickelten innovative politische wie juristische Strategien, um ihren Anliegen Gehör zu verschaffen. Interessenaushandlungen in feminisierten Dienstleistungsbereichen haben spezielle Logiken, aber auch in männerdominierten Tätigkeitsfeldern haben Arbeitskonflikte eine Geschlechterdimension. Anhand historischer und aktueller Beispiele werden ausgewählte Konflikte aus Geschlechterperspektive analysiert. Zielgruppe des Buches sind Forschende wie Praktiker*innen, die ihre Erfahrungen mit den Geschlechterdimensionen von Arbeitskonflikten reflektieren oder sich über die Geschichte von Frauenstreiks informieren wollen.
Quelle: Klappentext zum Buch. Online verfügbar: https://www.dampfboot-verlag.de/shop/artikel/arbeitskonflikte-sind-geschlechterkaempfe.
Patricia Cammarata. Raus aus der Mental Load-Falle. Wie gerechte Arbeitsteilung in der Familie gelingt. Beltz 2020.
Kinder, Küche, Krisenmanagement. Ob sie wollen oder nicht: Immer noch erledigen Mütter einen Großteil der Familienarbeit, haben jedes noch so kleine To-do von Kindern und Partner im Kopf. Mental Load ist das Wort für die Last im Kopf, die Frauen grenzenlos stresst. Patricia Cammarata, Psychologin und bekannte Elternbloggerin, beschreibt konkrete Auswege aus der Mental Load-Falle. Zuständigkeiten gerecht verteilen, Aufgaben loslassen, Freiräume schaffen und vor allem als Paar die Energie darauf verwenden, füreinander da zu sein – das löst langfristig den Knoten. Natürlich gibt es nicht den einen Weg aus der Dauerbelastung. Dieses Buch zeigt viele Wege, um die Arbeits- und Verantwortungslast so aufzuteilen, dass es für die eigene Familie passt. Aber fest steht: Der freie Kopf macht es möglich, endlich durchzuatmen. Geteilter Mental Load eröffnet neue Per-spektiven! Ein Buch für Mütter und Väter, die endlich gleichberechtigt leben wollen.
Die Autorin beantwortet in ihrem Buch u. a. die folgenden Fragen: a) Was ist „Mental Load“? b) Warum sind Frauen eher betroffen als Männer?, c) Wieso ist es nicht getan mit „sich mal locker machen“?, d) Wie lernt man Verantwortung abzugeben?, e) Was gewinnt man wenn man Mental Load besser teilt?
Quellen: [1] Klappentext zum Buch. Online verfügbar: https://www.beltz.de/sachbuch_ratgeber/buecher/produkt_produktdetails/43966-raus_aus_der_mental_load_falle.html. [2] Homepage der Autorin. Eigene Beschreibung der Autorin. Online verfügbar: https://dasnuf.de/mental-load.
Vergangene Ausstellung: Vulva
Warum Vulva und nicht Vagina? Zusammen mit ihrer direkten Übersetzung „Scheide“ ist Vagina die häufigste und akzeptierteste Bezeichnung für das weibliche* Geschlecht. Vagina bezieht sich jedoch ausschließlich auf die Körperöffnung, die die Vulva, das von außen sichtbare Geschlecht, mit den inneren Geschlechtsorganen verbindet. Durch den inkorrekten Gebrauch des Begriffs Vagina wird nicht nur der gesamte sichtbare Teil des weiblichen* Genitals sprachlich unsichtbar, es hat so auch keine eigenständige Bedeutung mehr, ist nur ein Loch, in das der Mann sein Genital stecken kann, oder, um im Bild zu bleiben: eine Scheide für sein Schwert. Und genau daher kommt der Begriff.
Steinzeitvulven Von Sibirien bis Spanien wurden überall in Europa hunderte von Figuren gefunden, bei denen die Darstellung der Vulva eine beträchtliche Rolle spielt. Sie werden größtenteils dem Jungpaläolithikum zugeordnet. Eine der bekanntesten Figur ist die Venus von Willendorf. Sie ist ca. 25 000 Jahre alt und zeigt eine üppige Frauenfigur mit deutlich ausgeformten und prominent hervorstehenden Labien. Und es lassen sich sogar noch ältere Vulvadarstellungen finden, die sich ebenfalls über ganz Europa erstrecken. Je nach Fundort werden die Vulven als Dreieck oder Oval abgebildet, manchmal werden die Labien nur durch eine Mittellinie angedeutet, manchmal sind sie kunstvoll ausgeformt und bilden auch das Köpfchen der Klitoris mit ab. Sie finden sich in zahlreichen Höhlen oder anderen als Behausung dienenden Orten der Steinzeit, auf Knochen und auf Steinen. Ihre Bedeutung wird meist als Symbol der Fruchtbarkeit verortet.
Fruchtbarkeitsmythen: Einer der bekanntesten Fruchtbarkeitsmythen ist der Homerische Hymnus an Demeter, der im 7. Jh. v. Chr. festgehalten wurde. Demeter ist die griechische Göttin des Getreides und des Ackerbaus. Nachdem ihre Tochter Persephone in die Unterwelt entführt wurde, ist Demeter untröstlich. Ihre Trauer und Verzweiflung ist so groß, dass sie nicht mehr essen kann und so wie ihr Körper immer mehr auszehrt, leidet auch das Land zunehmend an Dürre und Unfruchtbarkeit. Erst Baubo (oder Iambe, wie sie auch genannt wird) schafft es Demeter wieder aufzumuntern, indem sie ihr ihre Vulva zeigt. Das zeigen der Vulva galt so als Ritual für Fruchtbarkeit, in manchen Mythen kann es auch Tote erwecken oder sogar den Teufel verjagen.
Sheela-na-gig An zahlreichen Kirchenportalen und Stadtmauern finden sich verschieden geartete Frauenfiguren, die ihr, zum Teil überdimensioniertes, Genital zur Schau stellen. Sie stammen aus dem 12. und 13. Jahrhundert und sind vor allem im angelsächsischen und irischen Raum verbreitet, finden sich aber auch in Frankreich und der iberischen Halbinsel wieder. Diese Figuren heißen Sheela-na-gig und es wird vermutet, dass ihnen eine Unheil abwehrende Wirkung zugesprochen wurde. Die Vulven der Figuren, die sich in Reichweite befinden, sind meist glänzend abgegriffen, was darauf schließen lässt, dass unzählige Hände sie im Vorbeigehen berührt haben, um von ihnen einen Segen zu empfangen. Im 17. Jahrhundert wurden die Sheela-na-gigs zunehmend als obszön und unzüchtig aufgefasst und viele von ihnen wurden zerstört.
Unsichtbarkeit in der Kunst / (Zeitgenössische Projekte) In der Kunst, egal ob als Skulptur oder Gemälde, wird die Vulva meist unsichtbar gemacht. Die Kunsthistorikerin Ann-Sophie Lehmann schreibt „Und so sehr die dargestellten Körper im Laufe der Jahrhunderte, den Grundprinzipien der Anatomie zum Trotz, auch dem jeweiligen Kunstgeschmack angepasst wurden, die Leerstelle zwischen den Beinen blieb konstant.“ Gemälde, die das Geschlecht von Frauen zeigen, werden schnell als pornografisch charakterisiert und wenn man Vulven sieht, dann oft nur fragmentiert, wie z.B. bei Gustave Courbets weltberühmten Werk L'Origine du Monde. Entweder sehen wir Vulven ohne Frauen oder Frauen ohne Vulven, Darstellungen die das Geschlecht als selbstverständlichen Teil des weiblichen Körpers abbilden, findet man nur selten. Selbst auf den Abbildungen menschlicher Körper, die 1977 in einer Raumsonde ins All befördert wurden, um potentielle Außerirdische über das Leben auf der Erde zu informieren, haben Frauen weder Behaarung noch Labien. Es entsteht der
Vergangene Ausstellung: Feministische Zines
„Zine“ steht als Abkürzung für Magazine oder Fanzine und bezeichnet eine selbst geschriebene, gestaltete, gebastelte und am Ende selbst veröffentlichte Publikation..Sie sind Teil einer DIY-Bewegung, die entgegen kommerzieller Mainstream-Angebote und Massenmedien selbstorganisiert, autodidaktisch und selbstbestimmt in Eigeninitiative Gegenkulturen schafft. In Zines wird sich oft einem bestimmten Thema gewidmet und dieses aus kreativer, persönlicher oder politische Sichtweise beleuchtet. Gleichzeitig dienen Zines oft dazu, die Leser*innen über ein bestimmtes Thema aufzuklären. Besonders verschiedenen Subkulturen, marginalisierten Gruppen innerhalb der Gesellschaft, aber auch Individuen dienten Zines als Medium als ein Sprachrohr, um ihnen wichtige Anliegen zu thematisieren und ihre Sicht der Dinge aus persönlicher Sicht darzustellen. Dabei haben Zines aber explizit keinen wissenschaftlichen Anspruch.
Bedeutung der Zines für die feministische Bewegung
Obwohl Zines in verschiedenen Subkulturen als zentrales Austauschmedium dienen und besonders als Fanzines für bestimmte Musiker*innen bekannt sind, hatten und haben Zines vor allem für feministische, queere und homosexuelle Bewegungen eine große Bedeutung. Neben dem Informationszweck, dienten sie vor allem auch dem Austausch über, und der Definition der eigenen Identität. In den 1990er Jahren waren sie vor allem weit verbreitet in der Riot-Grrrl Bewegung. Viele junge Frauen* gestalteten eigene Zines, die sie untereinander austauschten. In den Zines thematisierten sie die eigenen Interessen, Ziele, Wünsche, Hoffnungen und Kämpfe: Die Zines hatten so einen explizit politischen und empowernden Anspruch.
Gestaltung von Zines
Der Phantasie sind bei der Gestaltung keine Grenzen gesetzt und so zeichnen sich Zines in ihrem äußeren Erscheinungsbild dadurch aus, dass die Autor*innen und Gestalter*innen sich auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen sehr kreativ mit dem Thema ihres Zines auseinandersetzen und die Gestaltungsformen sich unterstützend mit dem Thema beschäftigen. Neben Collagen, Bildern, Zeichnungen und Comics finden sich demnach auch Grafiken und Diagramme, die in Texten aufgeworfene Thesen unterstützen.
Vergangene Ausstellung: Kassetten-Box
Das Ausstellungsstück ist in den 1990er Jahren entstanden: Das autonome Frauen- und Lesbenreferat des AStA legte damals eine Sammlung von Kassetten und Mixtapes an. Auf den Kassetten findet sich ein breiter Mix unterschiedlichster Musikrichtungen. Ob Funk, Soul, Grunge, Disco Sound: (fast) alles wurde gehört und dazu getanzt. ?Bitte keine Kassetten klauen!? ? war die Aufforderung, der leider kaum nachgekommen wurde: die gesamten Kassenhüllen auf der linken Seite sind leer. Der Musikmix war eben einfach zu gut! Ganz im Stil der 1990er Jahre, wurde die Kassetten-Box mit Bildern und Aufschriften verziert und mit Musik gefüllt, um die Räume des universitären und gesellschaftlichen Lebens, Partys und Treffen mit den eigenen Soundwelten zu erfüllen. So haben Studierende schon immer für eigene, autonome Räume gekämpft. Eine Möglichkeit diese Räume zu gestalten und auszufüllen liegt hier in der Vitrine aus. An der angrenzenden Hörstation kann zudem in einige, ausgewählte Lieder reingehehört werden.