Kleine Einführung für den Start in das Theologie-Studium
1. Die Theologie und ihre Disziplinen
Das Theologiestudium gliedert sich in fünf Themenbereiche, die auch Disziplinen genannt werden: Altes Testament, Neues Testament, Kirchengeschichte, Systematische Theologie, Praktische Theologie. Diese klassischen Fächer werden an jeder theologischen Fakultät gelehrt. Die Göttinger Fakultät bietet als weitere Disziplinen die Religionswissenschaft und die Judaistik an.
Altes und Neues Testament sind die exegetischen Fächer (Exegese = Auslegung). Eine Voraussetzung für das Studium der beiden Fächer sind Sprachkenntnisse: Hebräisch für das Alte Testament und Griechisch für das Neue Testament. In der Exegese werden die biblischen Texte Vers für Vers bearbeitet und ausgelegt; d.h. in sprachlicher, historischer und theologischer Hinsicht betrachtet. Diese Fächer vermitteln auch den zeitgeschichtlichen Hintergrund der biblischen Texte.
Die Kirchengeschichte befaßt sich mit den historischen Ereignissen, die in kirchlichem Zusammenhang stehen. Eine Unterdisziplin ist die Theologie- und Dogmengeschichte: Sie behandelt die Entstehung und Entwicklung von theologischen Konzepten, Lehr- und Bekenntnistraditionen. Auch die gesamte Philosophie- und Geistesgeschichte ist dabei im Blick.
Die Systematische Theologie hat die Aufgabe, die christliche Lehre (Dogmatik) und die Grundlegung christlicher Lebensführung (Ethik) darzustellen. Dogmatik und Ethik werden in verschiedener Hinsicht behandelt: In ihrem eigenen Sinnzusammenhang, im Zusammenhang mit der Bibel und mit der theologie- und geistesgeschichtlichen Tradition sowie auch im Hinblick auf andere christliche Konfessionen und Weltanschauungen der Gegenwart.
Die Praktische Theologie reflektiert das Handeln der Kirche in den verschiedenen Bereichen kirchlicher Praxis: Predigt, Seelsorge, Gottesdienst, Religionspädagogik, Gemeindeleitung. Manchmal tauchen im Studium diese Begriffe als Fachbegriffe auf:
Homiletik = Predigt-, bzw. Verkündungslehre
Poimenik = Lehre von der Seelsorge
Liturgik = Lehre vom Gottesdienst
Katechetik = Lehre vom (kirchl.) Unterricht
Kybernetik = Lehre von den Ämtern (Gemeindeleitung,-aufbau)
Die Religionswissenschaft richtet ihren Blick über die christlichen Konfessionen und über das Christentum insgesamt hinaus. Sie beschäftigt sich mit der ganzen Vielfalt geschichtlicher Religionen unter theologischen, soziologischen, kulturellen, philosophischen und psychologischen Aspekten.
Die Judaistik ist die Wissenschaft vom Judentum in allen seinen Erscheinungsformen. Die Fragestellungen, Methoden und das interdisziplinär ausgerichtete Lehrangebot sind entsprechend vielfältig. In Göttingen bildet u.a. die deutschsprachige jüdische Literatur des 20. Jahrhunderts einen Schwerpunkt.
2. Veranstaltungsformen
- a) Vorlesungen dienen dem Erwerb von Überblickswissen. Die Dozenten tragen einen eigenen Text zu bestimmten Teilbereichen der theologischen Wissenschaft vor. Die Studierenden schreiben stichwortartig mit, um das Vorgetragene zu Hause nachzubereiten und zu vertiefen.
- b) Seminare sind Lehrveranstaltungen, die dem Schulunterricht ähneln. Sie leben vom Gespräch zwischen den Dozierenden und den Seminarteilnehmer/inne/n. In Proseminaren geht es darum, die Methoden wissenschaftlichen Arbeitens kennenzulernen und exemplarisch anzuwenden. In Hauptseminaren werden ausgewählte Themen mit den im Proseminar erlernten Methoden intensiv erarbeitet.
- c) Übungen dienen der Einübung und Vertiefung eigener Fertigkeiten im Umgang mit Texten und Sachfragen.
- d) Tutorien sind Übungen ähnlich, stehen aber in direktem Zusammenhang mit einem Sprachkurs, einem Seminar oder einer Vorlesung. Sie sollen die in diesen Veranstaltungen behandelten Stoffe und Methoden unter Anleitung vertiefen und offen gebliebene Fragen klären.