Presseinformation: Verbraucher wollen faire Preise für Milch, Fleisch und Backwaren
Nr. 99/2016 - 25.05.2016
Göttinger Studie zeigt grundsätzliches Wohlwollen der Gesellschaft für die Arbeit von Landwirten
(pug) Viele Verbraucher sind der Meinung, dass die Leistungen der Landwirte in der Lebensmittelproduktion unfair entlohnt werden. In einer Studie des Lehrstuhls „Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte“ der Universität Göttingen sollten sie einschätzen, wieviel ein Landwirt bei den heutigen Preisen im Einzelhandel für Backwaren, Fleisch und Milch verdient. Zugleich sollten die Verbraucher angeben, welche Preise sie für angemessen halten würden. „Die Ergebnisse zeigen klar, dass viele Verbraucher in einer fairen Welt den Landwirten einen höheren Anteil zusprechen würden als den, der heute gezahlt wird“, so Gesa Busch, Hauptautorin der Studie. Das gilt vor allem für die Milchpreise. Der Lebensmitteleinzelhandel hingegen sollte nach Verbrauchermeinung bei allen Produkten Anteile abgeben.
Beeinflusst wird die Höhe des erwünschten fairen Anteils unter anderem dadurch, wie die Verbraucher das Verhältnis von Erlös zu Arbeitsaufwand der Landwirte und deren Investitionen einschätzen. Je mehr die Verbraucher hier ein Missverhältnis vermuten, desto höhere Erlösanteile würden sie den Landwirten in einer gerechten Welt zuteilen. Auch nicht-monetäre Werte, wie eine gerechte Behandlung der Landwirte durch die Gesellschaft und die Abnehmer haben aus Sicht der Verbraucher einen Einfluss auf eine faire Verteilung. Ebenso spielt eine Rolle, dass die Landwirtschaft als relativ machtlos wahrgenommen wird.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass viele Verbraucher die Position der Landwirte gestärkt sehen möchten. Co- Autor Prof. Dr. Achim Spiller weist darauf hin, dass die Befragung bereits vor der aktuellen Preiskrise für Milch und Fleisch durchgeführt wurde. „Auch wenn eine Stärkung der Landwirte aus politischer Sicht schwierig umzusetzen ist, so verdeutlicht die Studie doch ein grundsätzliches Wohlwollen der Gesellschaft für die Landwirtschaft“, sagt er. „Es gibt wahrscheinlich keine andere Warengruppe, bei der die Verbraucher ein so deutliches Störgefühl bei den heutigen Preisen haben.“ Mit höheren Erzeugeranteilen würde sowohl den Landwirten in Zeiten niedriger Weltmarktpreise geholfen, als auch den Anforderungen vieler Verbraucher besser entsprochen. So können Verbraucher in Schweden zum Beispiel im Geschäft entscheiden, ob sie einen freiwilligen Aufschlag von etwa 10 Cent für die Bauern bezahlen möchten: Zwei Drittel der Verbraucher zahlen den Aufschlag.
Originalveröffentlichung: Busch, Gesa & Spiller, Achim (2016). Farmer share and fair distribution in food chains from a consumer’s perspective. In: Journal of Economic Psychology. doi: 10.1016/j.joep.2016.03.007.
Kontaktadresse:
Petra Geile
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften
Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung
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E-Mail: lehrstuhl.marketing@agr.uni-goettingen.de
Internet: www.agrarmarketing.uni-goettingen.de