Presseinformation: DFG fördert Graduiertenkollegs an der Universität Göttingen
Nr. 110/2015 - 11.05.2015
Zwei neue Kollegs eingerichtet, eins verlängert – Kooperation mit dem Deutschen Primatenzentrum
(pug) Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert ab dem 1. Oktober 2015 zwei neue Graduiertenkollegs an der Universität Göttingen. Eins der neuen Kollegs richtet die Universität gemeinsam mit dem Deutschen Primatenzentrum (DPZ) ein. Darüber hinaus verlängerte die DFG die Förderung für ein bestehendes Graduiertenkolleg (GRK) um eine weitere Förderperiode.
Das neue GRK „Verstehen von Sozialbeziehungen“ wird in den kommenden viereinhalb Jahren mit rund 3,7 Millionen Euro unterstützt. Damit wird die strukturierte Ausbildung von 24 Doktorandinnen und Doktoranden ermöglicht. Sprecherin des GRK ist Prof. Dr. Julia Fischer, die mit einer Brückenprofessur an der Universität Göttingen und dem DPZ forscht. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden das Sozialverhalten von Affen und Menschen untersuchen. Beide leben in komplexen Gesellschaften und müssen Sozialbeziehungen pflegen und steuern. Bislang ist allerdings unklar, wie stark sie sich in ihren hierbei angewendeten geistigen Fähigkeiten unterscheiden.
Am GRK sind Verhaltensforscher, Psychologen, Linguisten und Psycholinguisten der Universitäten Göttingen und Hildesheim und des DPZ beteiligt. „Das Besondere an unserem Graduiertenkolleg ist der interdisziplinäre Ansatz, der den Doktoranden einen breiten Einblick in das Thema geben wird“, so Prof. Fischer. Die Promovierenden werden untersuchen, wie Kleinkinder, Erwachsene und verschiedene Affenarten soziale Signale wie Gesten und Laute verarbeiten, wie sie Sozialbeziehungen verstehen, nachverfolgen und pflegen sowie ihr Verhalten mit ihren Artgenossen koordinieren.
Das neue GRK „Strukturerkennung in komplexen Daten: Zusammenspiel von Statistik, Optimierung und inversen Problemen“ ist an der Fakultät für Mathematik und Informatik der Universität Göttingen angesiedelt, das Gesamtbudget liegt bei etwa 3,6 Millionen Euro. Die effiziente Gewinnung wesentlicher Informationen aus komplexen Daten ist eine der wichtigsten Herausforderungen in den angewandten Wissenschaften. Stetig wachsende Kapazitäten zur Erfassung und Speicherung großer Datenmengen erfordern neue methodische Ansätze, um die eingebetteten Informationen zu extrahieren.
„Eines unserer Hauptziele ist die forschungsorientierte Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses in angewandter Mathematik an der Schnittstelle von Numerik, Optimierung, Statistik und angewandter Wahrscheinlichkeitstheorie“, erläutert die Sprecherin Prof. Dr. Gerlind Plonka-Hoch vom Institut für Numerische und Angewandte Mathematik. Im Mittelpunkt steht dabei die Entwicklung neuer mathematischer Konzepte zur effizienten Rekonstruktion und Klassifikation relevanter Strukturen in Signal- und Bilddaten sowie deren Anwendung in der Biologie, Medizin und den Ingenieurwissenschaften.
Um eine weitere Förderperiode von viereinhalb Jahren verlängert wurde das GRK „Transformation of Global Agri-Food Systems – GlobalFood“ an der Schnittstelle zwischen Agrarökonomie und den Wirtschaftswissenschaften. Die Forscherinnen und Forscher beschäftigen sich mit der Globalisierung im Lebensmittelsektor. Weltweit verändern sich Ernährungsgewohnheiten und Verbraucherpräferenzen. Wertschöpfungsketten sind zunehmend international integriert, große Supermarktketten spielen auch in Entwicklungsländern eine wachsende Rolle. Im GRK werden die Auswirkungen dieser Trends für Landwirte, Agribusiness und Verbraucher untersucht. Ein besonderes Augenmerk liegt hierbei auch auf Armuts- und Ernährungsfragen in Entwicklungsländern.
Bislang waren am GRK rund 40 Promovierende beteiligt, von denen bereits 15 ihre Dissertation abgeschlossen haben. Die nun bewilligte zweite Phase hat ein Fördervolumen von rund 4,6 Millionen Euro. „In der zweiten Phase werden wir die Forschung weiter vorantreiben und auch politische Handlungsempfehlungen ableiten“, so der Sprecher des GRK, Prof. Dr. Matin Qaim vom Department für Agrarökonomie und Rurale Entwicklung. „Eine wichtige Frage ist zum Beispiel, wie die Doppelproblematik von Unter- und Überernährung durch bessere Politik reduziert werden kann.“
Kontaktadressen:
Prof. Dr. Julia Fischer
Deutsches Primatenzentrum
Abteilung Kognitive Ethologie
Telefon (0551) 3851-375
E-Mail: jfischer@dpz.eu
Internet: www.dpz.eu/de/abteilung/kognitive-ethologie/ueber-uns.html
Prof. Dr. Gerlind Plonka-Hoch
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Mathematik und Informatik
Telefon (0551) 39-22115 / -4502
E-Mail: plonka@math.uni-goettingen.de
Internet: num.math.uni-goettingen.de/plonka/
Prof. Dr. Matin Qaim
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften
Telefon (0551) 39-4806
E-Mail: mqaim@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/73908.html