In publica commoda

Presseinformation: Göttinger Universitätsrede: Prof. Frühwald referiert über „Die Autorität des Zweifels“

Nr. 325/2007 - 30.11.2007

Verleihung der Dorothea-Schlözer-Medaille und Vergabe der diesjährigen Preise des Stiftungsrates

(pug) Zu der diesjährigen „Göttinger Universitätsrede – Wissenschaft und Verantwortung“ lädt die Georg-August-Universität am Donnerstag, 6. Dezember 2007, ein. Als Referent konnte der Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, Prof. Dr. Wolfgang Frühwald, gewonnen werden. Der Germanist wird zum Thema „Die Autorität des Zweifels. Verantwortung, Messzahlen und Qualitätsurteile in der Wissenschaft“ sprechen. Im Rahmen der Veranstaltung werden außerdem die Dorothea-Schlözer-Medaille der Universität Göttingen und die Preise des Stiftungsrates vergeben. Die Universitätsrede, die Studierende, Lehrende, Mitarbeiter und Alumni über Fakultätsgrenzen hinweg zu einem kritischen Dialog zusammenführen will, wendet sich auch an die interessierte Öffentlichkeit. Sie wird von der Sartorius AG (Göttingen) unterstützt und findet im Zentralen Hörsaalgebäude, Platz der Göttinger Sieben 5, Hörsaal 010, statt. Veranstaltungsbeginn ist um 17.15 Uhr.

Mit der Dorothea-Schlözer-Medaille, die auf Beschluss des Senates vergeben wird, ehrt die Universität Prof. Dr. Mary Osborn vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie (Göttingen). Die Georgia Augusta würdigt damit Prof. Osborns Verdienste um Forschung und Wissenschaft und ihren besonderen Einsatz für den Gedanken der Gleichstellung von Frauen an Hochschulen. Mary Osborn wurde in Großbritannien geboren. Sie studierte Physik an der University of Cambridge und erwarb ihren Doktortitel in Biophysik an der amerikanischen Pennsylvania State University. Nach verschiedenen wissenschaftlichen Stationen in den USA und in Großbritannien forscht Prof. Osborn seit 1975 am Göttinger MPI. Im Mittelpunkt ihrer zellbiologischen Arbeiten stehen Proteine und Strukturen des Zellkerns und des Zytoplasma sowie die Nutzung von Antikörpern für die Krebsdiagnose. Für ihre Forschung erhielt sie im Jahr 2002 den L‘Oreal/UNESCO-Preis „für Frauen in der Wissenschaft“.

Unter Prof. Osborns Federführung hat eine Expertenarbeitsgruppe im European Technology Assessment Network (ETAN) der Europäischen Kommission im Jahr 2000 einen Bericht zur „Förderung herausragender wissenschaftlicher Leistungen durch Gender Mainstreaming“ veröffentlicht. Vergleichende Statistiken veranschaulichen erstmals die Situation von Frauen in der Wissenschaft in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Prof. Osborn hat klare Vorschläge zur Verbesserung der Situation in Deutschland und Europa formuliert. Mit der 1958 gestifteten Schlözer-Medaille ehrt die Georg-August-Universität Frauen, die sich um Wissenschaft verdient gemacht haben und sich für Frauenbildung, vor allem im Hochschulbereich, einsetzen. Sie erinnert an Dorothea Schlözer (1770 bis 1825), Tochter des Göttinger Professors und Publizisten August Ludwig Schlözer, die an der Georgia Augusta Sprachen, Mathematik und Naturwissenschaften studierte. In Göttingen wurde sie 1787 als erste Frau in Deutschland zum Doktor der Philosophie promoviert.

Nach der Verleihung der Schlözer-Medaille durch den Präsidenten der Georgia Augusta, Prof. Dr. Kurt von Figura, werden die Förderpreise des Stiftungsrates der Georg-August-Universität Göttingen Stiftung Öffentlichen Rechts vergeben. Die Auszeichnungen wenden sich an Lehrende, Studierende und Mitarbeiter der Georgia Augusta. Die Urkunden überreicht der Stiftungsratsvorsitzende Dr. Wilhelm Krull. Im Anschluss daran folgt die Universitätsrede von Prof. Frühwald. Der Wissenschaftler lehrte und forschte als Professor für Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Universität München. Darüber hinaus war er in unterschiedlichen Ämtern in der Selbstverwaltung der Wissenschaft tätig, darunter zwei Amtszeiten als Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (1992 bis 1997). Seit 1999 steht er an der Spitze der Alexander von Humboldt-Stiftung.

Der Titel der Veranstaltungsreihe „Wissenschaft und Verantwortung“ verweist auf den unauflösbaren Zusammenhang von Wissen und Gewissen, der in der Geschichte der Georg-August-Universität in besonderer Weise verankert ist. Die „Göttinger Sieben“ sind international zum Symbol geworden für das Aufbegehren des Gewissens gegen politische Macht. Sieben Professoren der Georgia Augusta opponierten im Jahr 1837 mit einem Protestschreiben gegen die Aufhebung des hannoverschen Staatsgrundgesetzes und warfen dem damaligen König von Hannover Ernst August den Bruch geltenden Rechts vor. Mit der „Göttinger Erklärung“ knüpften im Jahr 1957 Otto Hahn, Carl Friedrich von Weizsäcker und Werner Heisenberg mit 15 anderen renommierten Wissenschaftlern an dieses Beispiel für die Übernahme gesellschaftspolitischer Verantwortung an, indem sie sich von Göttingen aus entschieden gegen jede deutsche Beteiligung an Bau und Nutzung von Atomwaffen aussprachen.

Informationen im Internet können unter www.uni-goettingen.de/universitaetsrede abgerufen werden.