Presseinformation: Unternehmensgeschichte: Göttinger Doktorandin ausgezeichnet
Nr. 314/2006 - 04.10.2006
Preis für Magisterarbeit über Mikropolitik in Maschinenbau-Unternehmen
(pug) Die Göttinger Doktorandin Christina Lubinski ist für ihre Magisterarbeit mit dem Nachwuchs-Preis des Arbeitskreises für kritische Unternehmens- und Industriegeschichte (AKKU) ausgezeichnet worden. In ihrer Arbeit „Mikropolitik im Maschinenbau: Betriebsorganisation und Arbeiterverhalten in den mechanischen Werkstätten der Handelsgesellschaft Jacobi, Haniel & Huyssen (JHH) in den 1860er und 1870er Jahren“ untersucht die Wirtschaftshistorikerin ein Unternehmen, das sich durch Kundennähe und Innovationskraft auszeichnete. Sie hat dabei vor allem auf Ebene der jeweiligen Akteure die Prozesse analysiert, die zu einer flexiblen Organisation der Produktion führten. Prof. Dr. Hartmut Berghoff vom Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Göttingen und Prof. Dr. Alf Lüdtke vom Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen haben die Magisterarbeit betreut. Den mit 1.000 Euro dotierten Preis bekam die Doktorandin im Rahmen der AKKU-Jahrestagung am 29. September 2006 in Trier überreicht.
Das Mikropolitik-Konzept betont die Bedeutung von Machtbeziehungen und informellen Koalitionen in Organisationen. „Flexibilität und Innovationskraft in dem untersuchten Betrieb konnten nicht durch Herrschaft und direkte Kontrolle erzielten werden, sondern nur weil Macht und Verantwortung stetig neu verhandelt und verteilt wurden“, so Lubinski. Für ihre Magisterarbeit wertete die Studentin die Lohnlisten der rund 250 Arbeiter mithilfe einer elektronischen Datenbank aus. Anhand der dort verzeichneten Löhne und Arbeitsaufträge rekonstruierte sie Erfahrungsräume und Gruppenbildungsprozesse der Arbeiter. „Die Mehrheit der Akkordaufträge wurde von selbstorganisierten Teams erfüllt, deren Arbeit sich einer direkten Kontrolle durch die Betriebsführung weitgehend entzog“, fasst Lubinski zusammen.
Christina Lubinski, 1979 in Neuss geboren, studierte Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Mittlere und Neuere Geschichte sowie Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten Göttingen, Brüssel und Genf. Sie promoviert seit Mai 2005 im Rahmen des interdisziplinären Graduiertenkollegs Generationengeschichte der Georg-August-Universität über Nachfolgeprozesse in deutschen Familienunternehmen nach 1960. Zurzeit forscht sie am Centre for International Business History der Universität Reading (England).
Hinweis an die Redaktionen:
Ein digitales Foto von Christina Lubinski kann in der Pressestelle angefordert werden.
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Prof. Dr. Hartmut Berghoff
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