Presseinformation: Führende Experten der Schizophrenie-Forschung treffen sich in Göttingen
Nr. 275/2006 - 30.08.2006
Zweites Internationales Schizophrenie-Symposium findet am 15. September 2006 statt
(pug) Führende Experten der Schizophrenie-Forschung kommen am Freitag, 15. September 2006, zu einem wissenschaftlichen Austausch am Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin (Göttingen) zusammen. Zu diesem Zweiten Internationalen Schizophrenie-Symposium lädt die Göttingen Research Association for Schizophrenia (GRAS) mit Unterstützung der Georg-August-Universität und des DFG-Forschungszentrums für Molekularphysiologie des Gehirns ein. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen aktuelle Erkentnisse zur „Enthemmung“ von Nervenzellen, die als Erklärungsmodell für eine Reihe von Symptomen dieser psychiatrischen Erkrankung herangezogen wird. Ein weiteres zentrales Thema sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Schizophrenie und Autismus. Die Auftaktveranstaltung am Vorabend beschäftigt sich mit dem Thema „Schizophrenie und Kunst“. Dazu findet im Göttinger Rathaus eine Podiumsdiskussion mit Experten statt. Bereits vom 10. September an wird die begleitende Kunstausstellung „Abstürze und Höhenflüge“ vom Göttinger Apex Kunstverein pro art in der Galerie Apex gezeigt.
Bei der Regulation von Nervenzellfunktionen wird dem Nervenüberträgerstoff GABA und seinen Verwandten eine wichtige hemmende Filterfunktion zugesprochen. Sie ermöglicht es dem Gehirn, ein koordiniertes Funktionieren von Nervenzellpopulationen herzustellen. Im Rahmen des Symposiums werden Grundlagen zum Verständnis dieser so genannten inhibitorischen Schaltungen in der Großhirnrinde vorgestellt. Anschließend soll die Übersetzung dieser neurowissenschaftlichen Befunde in die Medizin diskutiert werden. Im zweiten Teil des Symposiums geht es um die Frage, inwieweit die bei schizophrenen Menschen auftretenden Krankheitsphänomene vergleichbar sind mit denen des Autismus. Nach einem Übersichtsreferat werden neue Erkenntnisse aus der genetischen Autismusforschung vorgestellt. Die Teilnehmer werden außerdem erörtern, wie Schizophrenie und Autismus mit Hilfe von Tierversuchen und Bildgebungsverfahren soweit „modelliert“ werden können, dass diese Modelle geeignet sind für die Übersetzung in Therapieansätze beim Menschen.
Die öffentliche Auftaktveranstaltung „Schizophrenie und Kunst“ wird mit einem Vortrag von Dr. Thomas Röske, Leiter der Sammlung Prinzhorn an der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg, eröffnet. An der anschließenden Podiumsdiskussion beteiligen sich Dr. Eduard Beaucamp, langjähriger Kunstkritiker und Feuilletonredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die Künstlerin Helene Beitler, die sich auf dem Gebiet der psychiatrieerfahrenen Kunst engagiert, der Neurobiologe Prof. Dr. Klaus-Armin Nave vom Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin und die Künstlerin Rosa Reichenbach, die als Kunstherapeutin an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Merxhausen tätig ist. Die Teilnehmer der Diskussionsrunde werden unter anderem der Frage nachgehen, ob es eine „schizophrene Kunst“ gibt und ob die Krankheit künstlerisches Schaffen zerstören kann. Die Moderation übernimmt die Psychiaterin und Neurologin Prof. Dr. Dr. Hannelore Ehrenreich, die ebenfalls am MPI forscht. Die Veranstaltung findet im Alten Rathaus in Göttingen statt und beginnt um 18.30 Uhr.
Mit der Kunstausstellung „Abstürze und Höhenflüge. Grenzgänger zwischen Kunst und Psychiatrie“ zeigt der Apex Kunstverein pro art e.V. vom 10. bis 21. September 2006 Bilder aus der Sammlung Kraft. Präsentiert werden Arbeiten von Friedrich Schröder-Sonnenstern (1892 bis 1982), Blalla W. Hallmann (1941 bis 1997) und Gustav Mesmer (1903 bis 1994). Die Künstler litten unter psychischen Störungen, hielten sich zur Behandlung in psychiatrischen Kliniken und Pflegeheimen auf oder führten ein selbstgewählt isoliertes Leben. Anhand ihrer Werke lassen sich unterschiedliche Aspekte im Spanungsfeld von Krankheit und Kreativität thematisieren. Die Ausstellung wird am Sonntag, 10. September 2006, 12 Uhr, in der Galerie Apex (Burgstraße 46) eröffnet. Zur Eröffnung sprechen Prof. Dr. Jens Frahm vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie sowie der Nervenarzt und Psychoanalytiker Dr. Hartmut Kraft (Köln). Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag von 15 bis 19 Uhr, Sonnabend von 10 bis 17 Uhr.
Informationen im Internet können unter der Adresse www.gras.em.mpg.de abgerufen werden.
Hinweis an die Redaktionen:
Zu einem Pressegespräch laden die Organisatoren der Veranstaltung am Donnerstag, 14. September 2006, ein. Es findet in der Aula am Wilhelmsplatz 1 statt und beginnt um 15 Uhr. Vom Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin (Göttingen) stehen als Gesprächspartner zur Verfügung:
Prof. Dr. Nils Brose, Leiter der Abteilung Molekulare Neurobiologie
Prof. Dr. Dr. Hannelore Ehrenreich, Leiterin der Division Klinische Neurowissenschaften
Prof. Dr. Klaus-Armin Nave, Leiter der Abteilung Neurogenetik
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Dr. Hannelore Ehrenreich
Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin
Division Klinische Neurowissenschaften
Hermann-Rein-Straße 3, 37075 Göttingen
Telefon (0551) 3899-628, Fax (0551) 3899-670
e-mail: ehrenreich@em.mpg.de
Internet: www.mpiem.gwdg.de