Presseinformation: Forscherteam erhält 1,3 Millionen US Dollar für Projekt über das Sehen lernen
Nr. 134/2003 - 12.06.2003
Wissenschaftler des Göttinger Instituts für Nichtlineare Dynamik leitet theoretische Arbeiten
(pug) Neurobiologische Mechanismen beim frühkindlichen Sehen lernen stehen im Mittelpunkt eines internationalen Forschungsprojektes mit Göttinger Beteiligung, das mit 1,3 Millionen US Dollar aus dem Human Frontier Science Program gefördert wird. Das Forscherteam, dem neben dem Physiker und Neurowissenschaftler Dr. Fred Wolf, Habilitand am Institut für Nichtlineare Dynamik der Georg-August-Universität und Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Strömungsforschung, drei weitere Forscher aus den USA, Japan und Deutschland angehören, konnte sich in einem weltweiten Auswahlverfahren unter mehreren hundert Bewerbungen durchsetzen. In ihrem gemeinsamen Vorhaben werden die Forscher untersuchen, wie das Gehirn durch Erfahrung lernt, gesehene Szenen immer besser zu repräsentieren und zu verarbeiten. Die Arbeiten beginnen Ende dieses Jahres.
„Während der ersten Lebensmonate des Menschen durchläuft das visuelle System eine so genannte kri-tische Phase, in der visuelle Erfahrung Vorraussetzung für die Ausbildung des Sehvermögens ist. Ist diese beeinträchtigt, kann es zu irreversiblen Schäden bis hin zur Blindheit kommen. Obwohl die Existenz dieser kritischen Phase seit über 30 Jahren bekannt ist, sind die zugrunde liegenden neurobiologischen Mechanismen bis heute weitgehend unklar“, erläutert Dr. Wolf. Durch den Einsatz von Bildgebenden Verfahren, transgenen Tiermodellen und mathematischer Modellierung sollen diese Mechanismen aufgeklärt werden. Dr. Wolf wird die theoretischen Arbeiten in Göttingen leiten.
Der Göttinger Wissenschaftler kooperiert in dem gemeinsamen Vorhaben mit Prof. Dr. Ken Miller von der University of California in San Francisco (USA), Prof. Dr. Siegrid Löwel vom Leibniz-Institut für Neurobiologie (Magdeburg) sowie Dr. Michela Fagiolini vom RIKEN Brain Science Institute in Japan. Fred Wolf studierte Physik und Neurowissenschaften in Frankfurt, wo er 1999 promoviert wurde. Seine Arbeiten zur Theorie neuronaler Lernprozesse wurden mit dem 1999 erstmals verliehenen Altdorfer Leibniz-Preis ausgezeichnet. Nach Forschungsaufenthalten an der Hebräischen Universität von Jerusalem (Israel) und dem Institute for Theoretical Physics der University of California in Santa Barbara (USA) ist er seit über einem Jahr in Göttingen tätig.
Das Human Frontier Science Program (HFSP) ist die Forschungförderorganisation der so genannten G7-Staaten, der Gruppe der sieben führenden Industrienationen. Jährlich unterstützt die Organisation rund 20 Projekte internationaler Forschergruppen. In diesem Jahr stand der Wettbewerb unter dem Thema „Komplexe Mechanismen von lebenden Organismen“ und umfasste die Neurowissenschaften und die Molekularbiologie. Gesucht werden neue Zugänge für das Verständnis komplexer biologischer Systeme durch die Zusammenarbeit von Biologen mit Forschern aus der Physik, Mathematik und den Computerwissenschaften.
Kontaktadresse:
Dr. Fred Wolf
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Physik, Institut für Nichtlineare Dynamik
Max-Planck-Institut für Strömungsforschung
Bunsenstraße 10, 37073 Göttingen
Tel. (0551) 5176-423 oder 5176-419, Fax (0551) 5176-402
e-mail: fred@chaos.gwdg.de
Internet: www.chaos.physik.uni-goettingen.de