Diffusionsanalyse von Öko-Innovationen in B2B-Märkten am Beispiel von Hybridmaterialien aus erneuerbaren Ressourcen
(Themenfeld C.3)
– Ökologisch vorteilhafte Innovationen können nicht immer ökonomisch mit konventionellen Alternativen konkurrieren. Sie werden per Gesetz durchgesetzt. Es sei denn, andere Treiber verbreiten sie im Markt. Gibt es einen "Market Pull" nicht nur von der Nachfrage der Konsumenten, sondern auch Unternehmen? –
Um der zukünftige Nachfrage nach Industrie- wie Konsumgütern (Investitions- und Verbrauch-/Gebrauchsgüter) begegnen zu können, müssen Herstellungsprozesse ressourceneffizient sein. Darüber hinaus stellt der Klimawandel eine Herausforderung für traditionelle Technologien dar. Ein Weg, um diese Hindernisse zu überwinden, ist die Anwendung von Hybridmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen im business-to-business (B2B)-Bereich, besonders bei Bioverbundwerkstoffen wie Wood Polymer Composites (WPC). Neben der Neuartigkeit als Material ist WPC eine stofflich überlegene Kombination zu Plastik und Holz und bietet eine alternative Rohstoffbasis mit einem geringeren Anteil an Petrochemikalien. Von Relevanz für eine nachhaltige Produktion sind zwei Kriterien: Kaskadennutzung und Ressourceneffizienz.
WPC setzt sich aus Polymeren und holzbasierten Kuppelerzeugnissen wie Sägemehl zusammen. Es verlängert den Lebenszyklus der eingesetzten Ressourcen, da Holz nicht direkt energetisch aufgebraucht, sondern in einer Sequenz, oder Kaskade, verwendet wird, welche der stofflichen Nutzung Vorrang gibt. Der sequentielle, mehrfache stoffliche Gebrauch der Ressource ist Herzstück der Kaskadennutzung. Im Falle von WPC besteht die erste Kaskade aus der stofflichen Anwendung in zumeist Zwischenprodukten, z.B. Außen- und Terrassenelementen (Fassaden und Verschalung), wie auch der Innenvertäfelung (Automobilbranche). Die letzte Kaskade ist der energetische Verbrauch, und damit der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid.
Da sich die Endlichkeit von Rohstoffen vor allem die Wirtschaft auswirkt, ist die Förderung ressourceneffizienter Produktionssysteme Gegenstand politischer Agenden. Umweltfreundliche Innovationen in Prozessen und Technologien werden entweder zu einem Minimum von der Gesetzgebung eingefordert, oder sind von intra- und interorganisationalen Mechanismen getrieben. Weil Kosten größtenteils die Abwägungen zur Übernahme einer Innovation dominieren, werden unternehmerische Innovationsbarrieren, u.a. ökonomische Unsicherheit über den Erfolg einer neuartigen Technologie, am besten mit einem Mix aus privaten und öffentlichen Finanzinstrumenten adressiert. Außer solchen gut erforschten Determinanten innerhalb von Unternehmen, welche Innovationen verbreiten, existieren industrielle Faktoren der Marktdiffusion von Neuheiten, welche jedoch zu leichtfertig durch legislative Maßnahmen ersetzt wurden.
Der Beitrag dieses Forschungsprojektes ist die Identifikation von Treibern, welche die Kommerzialisierung von Öko-Innovationen hebeln. Mit dem Ziel, Innovationshemmnisse zu überwinden, sind eine bessere Sichtbarkeit und ein gründlicheres Technologieverständnis durch Industrieverbände, Normen und Zertifikate ein Hebel. Gerade die Spezifika B2B und Umweltschutz der Innovation können ein wesentlichen Grund für den herausragenden Informationsbedarf darstellen.
Das Forschungsziel greift auf zwei Methodologien zurück. Eine internationale Marktstudie beabsichtigt die Bestimmungsfaktoren der Marktentwicklung auf drei Kontinenten aufzudecken (USA, Deutschland, China). Mit der Untersuchung von Ländern, in denen seit Produkteinführung verschiedene Zeitspannen vergangen sind und welche extrem gegensätzliche Produktionsmuster aufzeigen, wird strukturelle Heterogenität berücksichtigt. Eine weitere Methode ist die Erhebung qualitativer Daten von Bioverbundwerkstoff-vertreibenden und ?beziehenden Unternehmen. Auf diese Weise werden Informationen zur betrieblichen Wahrnehmung von Diffusionsmechanismen gestellt, welche fehlen und welche der Intensivierung bedürfen.
Die Arbeit von Vorgängern schuf Grundlagen in der Konsumentensegmentierung von Produkten aus Hybridmaterialien (Themenfeld C.4) und der Analyse von B2B-Beziehungen in der deutschen Holzindustrie (Themenfeld C.3). Das Forschungsvorhaben ist verknüpft mit der Holztechnologie (Themenfeld A.6), da Spezifika über Produkteigenschaften konventioneller und hybrider Stoffe unentbehrlich sind. Weiterhin ist eine gemeinsame Untersuchung der Vorteile von WPC verglichen mit traditionellen Materialen im Zuge einer Ökobilanzierung (Themenfeld B.7) möglich.