Metamorphosen des Politischen
Dieses Forschungsfeld untersucht die sich verändernden Strukturen, Praxen und Ideen oder Konzepte von Politik bzw. des Politischen im Laufe des langen 20. Jahrhunderts. Die Unterscheidung zwischen "Politik" und "dem Politischen" ist zu einem wesentlichen Prinzip der modernen Sozialwissenschaften, Philosophie und Kulturgeschichte geworden. Das Bewusstsein über den Bedeutungsverlust des souveränen Nationalstaats als primärem Akteur und Untersuchungsgegenstand der Politikwissenschaften hat zu einer intensiven interdisziplinären Debatte über die "Metamorphosen des Politischen" geführt. Heutzutage wechselt "das Politische" beständig seinen Aggregatzustand, es vereinnahmt neue Bereiche der sozialen Praxis, während es sich aus anderen zurückzieht, und tritt häufig als "Anti-Politik" auf. Im langen 20. Jahrhundert stellte der indische Subkontinent neben der nordatlantischen Region eine der reichsten Quellen für distinktive Neukonzeptionalisierungen und Praxen "des Politischen" dar und bietet daher ein fruchtbares Feld für vergleichende und transregionale Forschung zu diesen Fragen.
Dieses Forschungsfeld wird mit der erfolgten Bewilligung des Maria Sybilla Merian Centre for Advanced Studies "Metamorphosen des Politischen. Eine vergleichende Perspektive auf das lange 20. Jahrhundert" (MICAS-MP) einen wesentlichen Forschungsschwerpunkt des CeMIS darstellen, an dem sich vier der am CeMIS aktiven ProfessorInnen beteiligen werden. Unabhängig vom MICAS-MP werden die Ergebnisse dieses Forschungsfeldes der wissenschaftlichen Öffentlichkeit auch über internationale Veranstaltungen wie beispielsweise den Workshop "Fissures, Mediation and Theories of Empowerment: Dalit Politics and Anti-Politics" vom 16.-17. April 2015 vorgestellt.