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Veranstaltung


Rural Criticism. Über literarische Geographien der Ländlichkeit und Einsamkeit

Titel der Veranstaltung Rural Criticism. Über literarische Geographien der Ländlichkeit und Einsamkeit
Reihe Rurale Zukünfte
Veranstalter Prof. Claudia Neu / Dr. Marc Weiland
Referent/in Thomas Streifeneder
Einrichtung Referent/in EURAC Bozen
Kategorie Campus Leben
Anmeldung erforderlich Nein
Beschreibung Die Annahme, dass die Zukunft der Gesellschaft urban sei, bildete in den Literatur-, Kultur- und Mediengeschichten der Moderne ebenso wie in alltagsweltlichen Vorstellungen lange Zeit eine nahezu unhinterfragte Gewissheit. Demgegenüber vollzieht sich gegenwärtig jedoch ein umfassender Wandel medialer Zukunftsdiskurse und alltäglicher Zukunftsvorstellungen, der bisher – sowohl in seinen historischen Vorläufen als auch in seinen gegenwärtigen kulturellen Breitenwirkungen – wissenschaftlich weitestgehend übersehen wurde: In literarischen Texten, journalistischen Berichten, künstlerischen Projekten und architektonischen Entwürfen ebenso wie in Filmen, Serien und Ausstellungen erscheinen Zukunft und Zukünftiges vermehrt im Ruralen und als Rurales. Die in Bild, Text und Praxis erzeugte und vermittelte Ästhetik der Zukunft, die seit der Industrialisierung vor allem in ein urbanes Gewand gehüllt wurde, verbindet sich zunehmend mit Ästhetiken des Ruralen; selbst dort, wo Zukunft im Urbanen imaginiert wird, findet sie sich verschränkt mit ruralen Elementen, Strukturen und Praktiken und erscheint als genuin ‚rurban‘. Dabei werden Ruralitäten – verstanden als multidimensionale Raumkonzepte, die sich aus der Wechselwirkung materialer, mentaler und symbolischer Produktionen ergeben – vielfach neu gedacht und konzipiert. Jenseits der ‚klassischen‘ Erzähl- und Deutungsmuster des Idyllischen einerseits und des Defizitären andererseits bilden sie heterogene Figurationen, die mit den bisherigen wissenschaftlichen Ansätzen allein nicht zu fassen sind.

Dies steht im Kontext einer medien- und genreübergreifenden Konjunktur von Land und Ländlichkeit. Angesichts globaler Transformationsprozesse sowie ökonomischer und ökologischer Krisen und Katastrophen erlangen rurale Räume eine neue soziale, mediale und künstlerische Bedeutung. In und mit ihnen werden (und wurden) zentrale zeitgenössische Themen- und Problemstellungen sowohl verortet, erzählt und bebildert als auch in die Zukunft projiziert. Das betrifft u.a. potenzielle Entwicklungen und Erscheinungen von Mensch und Maschine, Natur und Technik, Klima und Gesellschaft. Denn gerade mit ländlichen Räumen sind komplexe Problemlagen und Zukunftsfragen jeweils gegenwärtiger Gesellschaften verbunden. Aktuell verdichten sich in ihnen, und zwar nicht nur in Deutschland und Europa, mitunter brisante und vieldiskutierte Themen: Demographie und Daseinsvorsorge, Klimakrise und Energiegewinnung, Landwirtschaft und Tierhaltung, Ernährung und Lebensstil, Landflucht und Wohnungsnot, Migration und Populismus, soziale Spaltung und gesellschaftlicher Zusammenhalt. Daher lässt sich wohl auch etwas zugespitzt sagen: Die Zukunft entscheidet sich auf und mit dem Land.

Die interdisziplinäre Gastvortragsreihe erörtert die Themen und Formen dieser ruralen Zukunftsentwürfe aus kultur-, medien-, raum- und sozialwissenschaftlichen Perspektiven und reflektiert dabei disziplinenübergreifend die Wechselbeziehungen von Kultur, Gesellschaft und Praxis.
Zeit Beginn: 10.12.2024, 16:00 Uhr
Ende: 10.12.2024 , 18:00 Uhr
Ort Zentrales Hörsaalgebäude (Platz der Göttinger Sieben 5)
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Kontakt Marc Weiland
marc.weiland@uni-goettingen.de
Externer Link https://www.uni-goettingen.de/de/679426.html
Dateianhang Plakat Rurale Zukünfte_Web_END.pdf