Themenfeld B.6: Computergestützte Produktionsplanung und -steuerung unter Berücksichtigung der unsicheren Verfügbarkeit und Qualität von nachwachsenden Rohstoffen und deren Nebenprodukten
Während heutige Produktionsplanungs- und Steuerungssysteme (PPS-Systeme) sowie Supply Chain Management-Systeme (SCM-Systeme) Unsicherheiten und Schwankungen auf der Absatzseite berücksichtigen, ist diese Fragestellung auf der Beschaffungsseite noch nicht zufriedenstellend gelöst. Insbesondere die qualitativen und quantitativen Schwankungen des Materials sowie die zeitlich unsichere Verfügbarkeit der Rohstoffe und die Kombination dieser Unsicherheitsfaktoren stellt die Produktionsplanung vor eine neue Herausforderung. In diesem Themenfeld wird untersucht, wie PPS- und SCM-Systeme auf die spezifischen Unsicherheiten bei der industriellen Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen reagieren und wie die Planungssicherheit und Reaktionsfähigkeit auf unvorhergesehene Ereignisse verbessert werden kann. Damit einhergehend wird die Verfügbarkeit, Eignung und Nutzbarkeit von Daten, z.B. zur Rohstoff- oder Produktqualität, zu Stücklisten, Lagerbeständen oder Arbeitsplänen, die entlang des Unternehmensnetzwerkes zur Verfügung stehen, untersucht, um so die Datengrundlage der Planung sowie die reaktive Handlungsfähigkeit zu verbessern. Außerdem ist zu prüfen, wie verschiedene Ziele der Planungsverfahren (z.B. Kostenminimierung oder Liefertreue) der aktuellen (Beschaffungs-)Situation angepasst und flexibel gewechselt werden können. Dies beinhaltet auch die Möglichkeit einer integrativen Planung mit verschiedenen Verfahren.
Vorarbeiten finden sich im Bereich der Produktionsplanung zur Materialbedarfsplanung (Material Requirement Planning – MRP I) und zur Planung der Fertigungskapazitäten (Manufacturing Resources Planning – MRP II) in PPS-Systemen (Koh et al., 2002; Koh, Saad, 2002; Koh, Saad, 2004; Koh, Gunasekaran, 2006). Auch findet man Versuche, Unsicherheit in PPS-Systemen durch Ansätze des Wissensmanagements zu reduzieren (Koh, Gunasekaran, 2006). Die Anforderungsanalyse und Grundlagenbetrachtung werden mittels formal-deduktiver sowie argumentativ-deduktiver Analysen durchgeführt. Durch Fallstudien und Referenzmodellierung kann das Unterstützungspotenzial der Informationstechnologie bei der Reduktion und Behandlung der Unsicherheiten beschrieben werden. Mittels dieses Vorgehens sind als Ergebnisse primär Referenzmodelle einer idealtypischen IT-Unterstützung der Wertschöpfungsnetzwerke nachwachsender Rohstoffe und Datenbereitstellung für PPS-Systeme zu erwarten. Des Weiteren soll in Fallstudien und mit einer Simulation die Eignung der Modellierung überprüft werden. Hierbei können Daten aus Themenfeld A.1 und insbesondere aus den Themenfeldern A.4, A.5 und A.6, genutzt werden. Diese Simulation soll z.B. mit SAP ERP erfolgen.