Themenfeld A.1: Modellierung forst- und landwirtschaftlicher Rohstoffströme 2010 – 2020 unter Berücksichtigung von Kalamitätenprognosen und Störfaktoren (am Beispiel Niedersachsens)
Niedersachsen hat eine Waldfläche von knapp 1,2 Mio. Hektar Laub- und Nadelholz, entsprechend einem Waldflächenanteil von 24 % bzw. einem Zehntel des gesamtdeutschen Vorkommens. Aufbauend auf Vorarbeiten zur Holzaufkommensmodellierung (Müller et al., 2004; BMELV, 2005; FNR, 2010; Carus et al., 2010) werden in diesem Themenfeld Szenario-Korridore für heimische Rohholzströme prognostiziert. Die Beschränkung auf das Beispiel Niedersachsens ermöglicht eine höhere Datengenauigkeit. Eine methodische Herausforderung ist die Abbildung von Kalamitäten und weiterer Störfaktoren, die in Modell-Simulationsszenarien bis zum Jahre 2020 analysiert werden (Rüther et al., 2007). Als Rahmenbedingungen sind dabei beispielsweise die Vorgaben des Naturschutzes (z.B. Nutzungsverzicht auf möglicherweise 10 % der Landeswaldfläche) zu beachten. Auch die zukünftige Nachfrage nach Brennholz wirkt sich auf die Verfügbarkeit der Rohstoffe für die stoffliche Nutzung aus und muss bei einer Abschätzung der Stoffströme entsprechend einbezogen werden. Export- und Importströme der Holzprodukte und -halbwaren können durch betriebswirtschaftliche Entscheidungen im Inland nicht nennenswert beeinflusst werden und stehen daher nicht im Mittelpunkt dieses Themenfeldes. Sie werden lediglich „stichprobenartig“ an ausgewählten Fallbeispielen produktorientiert für ausgewählte Holzindustriebetriebe berücksichtigt.
Als Ergebnis werden Szenarien für Mengenströme von Nadelstammholz, Laubstammholz, Nadel- und Laubindustrieholz unter Berücksichtigung definierter Störfaktoren (Nutzungsverzicht, Kalamitäten, Veränderung der Holzindustriestrukturen, Nachfrage nach bestimmten Holzsortimenten u.a.) erwartet. Daraus lassen sich Erkenntnisse über deren Auswirkungen auf die Mengenströme der betrachteten nachwachsenden Rohstoffe gewinnen. In Zusammenarbeit mit den Themenfeldern B.1, B.5 und B.8 sind die gewonnen Daten in geeignete Datenbanken zu überführen. Anforderungen an die Datenbanken werden auch in den Themenfeldern B.3, B.4 und B.6 definiert.
In Anlehnung an die gute Datenstruktur für den Bereich der Holzwirtschaft werden unter Berücksichtigung von Vorarbeiten (FNR, 2007; Deimling et al., 2007; Kopetz et al., 2007; Nusser et al., 2007; Thrän, 2007; Musiol et al., 2009; Peters et al., 2010; Thrän et al., 2010) ähnliche Prognosen für den Bereich der Agrarrohstoffe erarbeitet.
Damit wird die methodische Grundlage geschaffen, um die Schnittstelle zwischen dem Forstsektor und der Holzwirtschaft sowie zwischen dem Agrarsektor und der die Rohstoffe abnehmenden Industrie vor allem im Bereich der Logistik zu verbessern (siehe auch Themenfeld B.1). Besonderes Augenmerk wird auf die Herleitung der Kuppelproduktströme aus den Modellszenarien der Mengenströme der nachwachsenden Rohstoffe gelegt.