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Presseinformation: Wie unser kausales Denken funktioniert

Nr. 5 - 18.01.2022

Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert ein Reinhart Koselleck-Projekt an der Universität Göttingen

 

(pug) Wie Menschen Wissen über kausale Zusammenhänge erwerben und nutzen, ist Inhalt eines neuen Projektes am Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie der Universität Göttingen. Das Reinhart Koselleck-Projekt zum Thema „Mechanismen, Dispositionen und statistische Abhängigkeiten: Eine neue Theorie des kausalen Denkens“ wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Die Fördersumme umfasst 1.25 Millionen Euro, verteilt über fünf Jahre.

 

Prof. Dr. Michael Waldmann, Leiter der Abteilung „Kognitionswissenschaft und Entscheidungspsychologie“ der Universität Göttingen und Leiter des Projektes, befasst sich seit vielen Jahren mit Kausalwissen. „Es spielt eine zentrale Rolle im Denken, zum Beispiel bei Vorhersagen, Diagnosen, Erklärungen oder Handlungsplanung“, sagt der Psychologe. „Ein Verständnis biologischer, medizinischer, physikalischer Zusammenhänge oder die Erfindung von Apparaten wie Fernseher oder Handys wären undenkbar ohne die Nutzung von Kausalwissen.“

 

Waldmann hat sich als einer der ersten in der Kognitionspsychologie mit der Frage befasst, ob komplexe statistische Modelle (insbesondere Bayes-Netze) angemessene Theorien liefern, die Alltagsdenken über Kausalität erklären. „Kausalwissen lässt sich aber nicht allein als Netz statistischer Beziehungen ausdrücken. Vielmehr nutzen wir beim Verstehen kausaler Zusammenhänge auch Wissen über zugrundeliegende Mechanismen“, erklärt Waldmann, „in der Philosophie gab und gibt es deshalb lange eine Debatte darüber, ob Kausalität auf rein statistisches oder Mechanismus-Wissen zurückzuführen ist“.

 

Das Ziel des Koselleck-Projekts ist es, eine neue formal präzise Theorie zu entwickeln, die die beiden Erklärungsansätze innerhalb eines einheitlichen Modells integriert. In dem interdisziplinären Projekt werden Fachleute aus den Bereichen Psychologie, Philosophie, Computermodellierung und Anthropologie zusammenarbeiten. Die Theorie wird in einer Reihe von Experimenten empirisch getestet. Neben experimentellen Studien mit Erwachsenen sind auch Untersuchungen mit Kindern und nicht-menschlichen Primaten geplant.

 

Ziel der Förderung von Koselleck-Projekten ist die finanzielle Unterstützung von ausgewiesenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Ihnen soll hierdurch die Möglichkeit eröffnet werden, in hohem Maß innovative oder im positiven Sinn risikobehaftete Projekte durchzuführen.

 

Kontakt:

Prof. Dr. Michael R. Waldmann

Georg-August-Universität Göttingen

Georg-Elias-Müller Institut für Psychologie

Kognitionswissenschaft und Entscheidungspsychologe

Goßlerstr. 14, 37073 Göttingen

E-Mail: michael.waldmann@bio.uni-goettingen.de

www.psych.uni-goettingen.de/waldmann