Dr. Christine Hämmerling


Seit 2024 bin ich als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Regina Bendix angestellt. Ich bin mit der Koordination des Masters betraut, berate Sie also gerne in Bezug auf Fragen zum Master-Studiengang.


In meiner Forschung interessiere ich mich besonders dafür, welche Rolle Medien (Serien, Smartphones, Kameras) in kontemporären Alltagen zukommt und was hinter Sehnsüchten nach Authentizität und unvermittelten, Medien-freien Kontakten steckt. An ihnen analysiere ich „cultural wars“, also Kämpfe der sozialen Positionierung.


Biografisches


Ich lebe mit meiner Familie (Kinder: *2018, *2020) in Hannover und kenne Göttingen schon aus dem Doktorat. Ich habe in Tübingen (und ein Jahr in Prag) Empirische Kulturwissenschaft, Geschichte und Soziologie studiert und mit Auszeichnung abgeschlossen (Sammelband Rromänien 2010; Monografie Freizeit in der Fernsehwerbung 2012).


2010–2014 erarbeitete ich hier in der KA/EE meine Doktorarbeit über soziale Positionierungen beim Medienhandelen am Beispiel des „Tatort“-Publikums (Open Access-Monografie 2016).


2014–2023 war ich Oberassistentin am Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft der Universität Zürich, wo ich zunächst zu Kameras bei politischen Demonstrationen (Aufsätze “Und Action!” 2017; Vertrauen und Glaubwürdigkeit 2017; Videoaktivismus 2019), Ego-Dokumenten (Mitherausgabe 2018) und dann zu Wissensmedien des Raums forschte (Mitherausgabe 2020).


Ich lehrte zudem in Lichtenstein, Innsbruck und Göttingen. 2022/23 vertrat ich in Hamburg eine Juniorprofessur.


Aktuelle Projekte


Mit vier Studien über Vertrauen und Authentizität in Professionalisierungsprozessen habe ich noch in Zürich mein Post-Doc-Projekt begründet, das die kulturelle Aufwertung von Präsenzerfahrungen in Anbetracht einer digitalisierten, ökonomisierten Welt analysiert:


Ein Forschungsfeld fokussiert soziale Bewegungen zwischen Ehrenamt und Beruf: NGOs, die ihr Fundraising professionalisiert und es aus dem Ehrenamt entbunden haben, arbeiten gegen einen Vertrauensverlust an: Trotz eines digitalen Spendenmarktes setzen viele auf Präsenz: Sie gestalten ihr Fundraising mit Face-to-Face-Kampagnen und einer auf Authentizität setzenden Performanz (Aufsätze DialogerInnen als Mittler 2019; Vertrauen, Versprechen, Authentizität 2023; Professionelle Authentizität 2023). Das beeinflusst das Selbstverständnis der angestellten Dialoger:innen wie der Ehrenamtlichen und die Nachhaltigkeit sozialer Bewegungen (Aufsätze Conflicting Morals 2023; A sustainable place of work? vorauss. 2024; Mitherausgabe Utopias of Sustainability vorauss. 2024).


Während Professionalität gewöhnlich Vertrauensbeziehungen infragestellt, wirkt sie bei Straßenmagazinen, die von wohnungslosen Personen vertrieben werden, bestärkend: Verkaufende positionieren sich hier als Dienstleister:innen, tragen aber auch das Stigmas “Wohnungslose:r” mit. Dieses Changieren zwischen verschiedenen sozialen Positionen steht im zweiten Forschungsfeld im Fokus (Aufsatz Wer darf für wohnungslose Menschen sprechen vorauss. 2025). Die face-to-face vermittelte Erfahrung, selbst Wohnungslosigkeit erlebt zu haben, wirkt zugleich ab- wie aufwertend; immer wird aber eine Authentifizierungsarbeit nötig, um die professionelle Verortung zu halten (Aufsatz Wirklich wissen wie das ist vorauss. 2025).


Ein drittes Forschungsfeld nimmt Social Media in den Blick: So setzen Influencerinnen auf YouTube ihre Schwangerschaft ein, um Vertrauensverlusten entgegenzuwirken, wenn sie populärer und damit professioneller werden und ihre Authentizität angezweifelt wird, zumal sie mit einer großen Zuschauerschaft auch für Werbende interessant sind. Die werdenden Mütter stilisieren sich folglich narrativ und stilistisch als besonders authentisch, nahbar und körperlich-präsent (Aufsatz Einbezug in Zukunftspläne 2023).


Eine ethnografische Untersuchung zu Versuchen von Privatpersonen wie von Lehrkräften und Erzieher:innen, auf die Nutzung von Smartphones einschränkend einzuwirken, stellt ein viertes Forschungsfeld dar, das sich an meine Studien anschließt, indem es ebenfalls nach der Bevorzugung von Präsenzerfahrungen angesichts einer digitalisierten Welt fragt. Hier untersuche ich Tastbewegungen zwischen Medienpositivität, -kritik und -verzicht sowie Narrative des richtigen Maßes (Raus aus dem Netz? vorauss. 2025).


Methodischer Zugang


Methodisch kombiniere ich gerne Medienanalyse mit ethnografischen Zugängen und zeige deren Verschränkungen auf. Ich analysiere wirkmächtige Narrationen und ihre medialen Stilisierungen genauso wie Praktiken, die sich aus den multiplen Positionierungen in den untersuchten Spannungsfeldern ergeben.



Sprechstunde


Mittwoch, 13-14 Uhr in Präsenz oder online (bitte per Mail anmelden)