Dr. Camilla Adang

Fellow von August bis Oktober 2010
Ph.D., Senior Lecturer in Arabic and Islamic Studies
Tel Aviv University, Israel
Geboren 1960 in Bussum, Niederlande
Studium der Semitistik, Islamwissenschaft und Spanisch in Nijmegen und Jerusalem



Forschungsvorhaben:
Die Überlieferung der Werke Ibn Hazms von Cordoba (gest. 1064)

Meine derzeitige Forschung beschäftigt sich mit dem bekannten muslimischen Theologen, Rechtsgelehrten und Literaten, Ibn Hazm von Cordoba (gest. 1064), der zu den geistvollsten Repräsentanten der arabisch-islamischen Kultur in al-Andalus (muslimisches Spanien) zählt. Ibn Hazm wurde eigentlich für eine Karriere in der Politik ausgebildet. Seine diesbezüglichen Ambitionen wurden allerdings durchkreuzt als das umayyadische Kalifat langsam zusammenbrach und in mehrere Kleinstaaten zerfiel. Er widmete sich daraufhin einem Leben als Gelehrter und entwickelte eine rechtswissenschaftliche Methodologie, die auf der Prämisse beruhte, dass die heiligen Schriften (der Koran und die Sunna des Propheten Mohammed) wortwörtlich interpretiert werden müssen (zahir), wobei der willkürliche und fehlbare menschliche Geist so wenig wie möglich bemüht werden sollte. Ibn Hazm stellte die Autorität der malikitischen Schule des Rechts, die in al-Andalus nahezu eine Monopolstellung in religiösen Fragen innehatte, in Frage. Als das religiöse Establishment ihn schließlich daran hinderte, in der Großen Moschee von Cordoba zu unterrichten, begann Ibn Hazm in verschiedenen anderen Städten zu predigen. Allerdings machten ihn seine Polemiken gegen die muslimischen Rechtsgelehrten und Theologen sowie gegen die neuen lokalen Eliten schnell unbeliebt. Der selbsternannte König von Sevilla ordnete an, Ibn Hazms Bücher öffentlich zu verbrennen, und ihr Autor wurde praktisch auf die Güter seiner Familie auf dem Land verbannt. Potentielle Studenten wurden gewarnt, ihn aufzusuchen.
Ibn Hazm verfasste hunderte Werke unterschiedlichen Umfangs sowohl zu Genealogie, Geschichte und Biographie wie auch zu Theologie und Häresiographie, sowie Recht und Ethik. Ein Zeitgenosse berichtet, dass Ibn Hazms Bücher allerdings wegen der Verbannung ihres Autors nicht die Schwelle seines Hauses verließen. Diese Faktoren waren keine gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche und langfristige Überlieferung der Werke und Gedanken Ibn Hazms. Dennoch fanden seine Meinungen ihren Weg in die Werke einflussreicher muslimischer Autoren. Mein Ziel ist es, auf der Basis der Manuskripte und Editionen von Ibn Hazms Werken sowie biographischen Lexika, historischen Chroniken, theologischen und juristischen Traktaten die Kanäle zu untersuchen, auf denen Ibn Hazms Werke und Gedanken in den Jahrhunderten nach seinem Tod verbreitet und wahrgenommen wurden.


Ausgewählte Publikationen

Adang, C. and S. Schmidtke (eds.). 2010. Contacts and Controversies between Muslims, Jews and Christians in the Ottoman Empire and pre-modern Iran. Würzburg: Ergon Verlag, 2010 (Istanbuler Texte und Studien, 21).

Adang, C., D. Sklare, S. Schmidtke (eds.). 2007. A Common Rationality. Mu‘tazilism in Islam and Judaism. Würzburg: Ergon Verlag (Istanbuler Texte und Studien, 12).

Adang, C. 2006. “Torah”, in: Jane Dammen McAuliffe (ed.): Encyclopaedia of the Qur’an, Volume Five. Leiden/Boston: Brill, pp. 300-311.

Adang, C. 2005. “The Spread of Zâhirism in al-Andalus in the Post-Caliphal Period: The evidence from the biographical dictionaries” in Sebastian Günther (ed.): Ideas, Images, and Methods of Portrayal. Insights into Classical Arabic Literature and Islam. Leiden/Boston: Brill, pp. 297-346.

Adang, C. 1996. Muslim Writers on Judaism and the Hebrew Bible. From Ibn Rabban to Ibn Hazm. Leiden: E. J. Brill (Islamic Philosophy, Theology and Science, 22).