Dynamiken des Wandels urbaner und ruraler Räume
Nr. 16 - 02.07.2025
Universität Göttingen an neuer Forschungsgruppe „Sustainable Rurbanity“ beteiligt
Globale Urbanisierungsprozesse sind eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Ein neues interdisziplinäres Verbundprojekt an den Universitäten Kassel und Göttingen widmet sich den vielfältigen Phänomenen, die durch die wechselseitige Durchdringung urbaner und ruraler Räume entstehen und zu ganz eigenen Logiken und Dynamiken des Wandels führen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert die neue Forschungsgruppe mit dem Titel „Sustainable Rurbanity – Resources, Society, and Regulatory Systems“ zunächst für vier Jahre. Beteiligt sind weitere sechs nationale Forschungseinrichtungen und 15 Partnerinstitutionen in Indien, Ghana und Marokko.
Urbanisierungsprozesse entfalten sich im Wechselspiel menschlichen Handelns, historisch gewachsener Raumstrukturen und ökosystemarer Prozesse. Sie sind mit gesellschaftlicher Transformation verwoben und gestalten dabei immer neue Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen. Um solch komplexe Systeme zu verstehen, setzt die nun bewilligte Forschungsgruppe auf einen neuen Ansatz: In ihrem Konzept „Rurbanität“ verbinden sich das Rurale und das Urbane in einer begrifflich neu gefassten Einheit, die dynamisch auf sich ändernde Bedingungen reagiert oder diese schafft und die sich in diesem Prozess stetig neu erfindet.
Die zehn natur- und sozialwissenschaftlichen Teilprojekte nutzen Fallstudien zu Großstädten in Indien, Westafrika und Marokko, um Wirkmechanismen, Folgen und Steuerungsprozesse von Rurbanität beispielhaft zu untersuchen. Die geplanten Forschungen erstrecken sich von agrarökologischen Fragestellungen wie rurbanen Agroforstsystemen über Kreisläufe von Nähr- und Abfallstoffen bis hin zu den spezifischen Lebensstilen, die in rurbanen Räumen entworfen werden. Ziel ist es dabei, die Transformationspfade und die Gestaltungsmöglichkeiten zu erkennen, die in eine länder- und kulturübergreifend nachhaltigere, rurbane Zukunft führen.
„Für die Universität Göttingen haben Prof. Dr. Christoph Dittrich und ich das Vorhaben inhaltlich und theoretisch mitkonzipiert“, sagt Prof. Dr. Nikolaus Schareika vom Institut für Ethnologie und designierter Zweiter Sprecher der Forschungsgruppe. „Wir sind insbesondere auch für die Forschungszugänge aus den Sozialwissenschaften und der Geografie zuständig.“ Darüber hinaus beteiligen sich Göttinger Forschende aus den Agrar- und den Forstwissenschaften. Die Teilprojekte mit Göttinger Beteiligung sind folgende:
A01 RurbanAgroforestry – Effects of tree-based agriculture on ecosystem services supply, distribution, and access in a rurban environment
A02 RurbanSoilFunctions – Synergies and trade-offs of soil functions in rurban spaces
B01 RurbanSpace – The social production of rurban space in Bengaluru
B03 RurbanLivestockSystems – Building rurban livelihoods through livestock
C01 RurbanGeography – Towards a global geography of rurbanity – Developing a set of indicators to map and monitor rurban spaces
Die Pressemitteilung der Universität Kassel ist hier zu finden.
Weitere Informationen zur Forschungsgruppe: www.uni-kassel.de/go/for-5903
Kontakt:
Prof. Dr. Nikolaus Schareika
Georg-August-Universität Göttingen
Institut für Ethnologie und Ethnologische Sammlung
Theaterstraße 14, 37073 Göttingen
Telefon: 0551 39-27893
E-Mail: nschare@gwdg.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/136136.html