Thomas Wild

Nach dem Geschichtsbruch.
Deutsche Schriftsteller um Hannah Arendt.
Berlin: Mattes & Seitz 2009. 284 S.




Lange stieß Hannah Arendt als Denkerin der »Banalität des Bösen« in Deutschland auf Ablehnung. Deutsche Schriftsteller aber erkannten in ihr früh eine für sie wichtige Stimme. Ein Buch über Epochenbrüche und das Verhältnis von politischer Theorie und dichterischem Denken.

Eine bisher unbekannte Konstellation: Uwe Johnson, Ingeborg Bachmann, Hilde Domin, Rolf Hochhuth, Hans Magnus Enzensberger – sie alle standen mit Arendt in enger Verbindung. Nach dem Geschichtsbruch, den die Verbrechen des Nationalsozialismus markieren, verbindet jene Autoren die existenzielle Frage: Wie weiter leben, wie weiter schreiben? Warum vermochten sie die Schriften der Totalitarismustheoretikerin zu lesen, obwohl Arendt kaum sichtbar am Rand der intellektuellen Bundesrepublik stand, deren Zentrum die Theoretiker der Frankfurter Schule besetzten? Anhand umfangreicher Archiv- und Nachlassbestände werden verborgene Traditionen und blinde Stellen der intellektuellen und politischen Geschichte Deutschlands beleuchtet. Ein Buch, das heute – zwanzig Jahre nach 1989 – von aktueller Dringlichkeit ist: Wie sind Epochenbrüche zu verstehen? Wer vermag dieses Wissen darzustellen? Welche unausgeschöpften Potenziale liegen im Verhältnis von politischer Theorie und dichterischem Denken?