HEINRICH AUGUST EWALD
Geb.: 16. XI. 1803 in Göttingen
Gest.: 4. V. 1875 in Göttingen
Sohn eines unbemittelten Wollwebers; Gymnasialausbildung durch Vermittlung von Professoren, Studium der Theologie und Philologie in Göttingen 1820 bis 1822; 1827 a.o. Professor; 1835 Tychens Nachfolger in der Nominalprofessur für orientalische Sprachen; am 16. XII. 1837 aus dem Dienst entlassen als einer der „Göttinger Sieben“, die König Ernst August wegen der Aufhebung des Staatsgrundgesetzes von 1833 des Verfassungsbruchs beschuldigt hatten; 1838 bis 1848 in Tübingen, seit 1841 an der theologischen Fakultät; 1848 Rückberufung nach Göttingen; 1867 des Amtes enthoben (bei Belassung des Gehaltes) wegen Verweigerung des Huldigungseides auf den preußischen König; 1868 Recht auf Vorlesungen aberkannt; Abgeordneter der Stadt Hannover seit 1869 im Norddeutschen, dann Deutschen Reichstag.
Ungewöhnlich ausgebreitete Kenntnisse in semitischen, iranischen, jüdischen Sprachen (Sanskrit) verschafften Ewald schon in jungen Jahren über Deutschland hinaus einen großen Ruf. Unter seinen Schülern war eine Reihe bedeutender Orientalisten verschiedener Fächer, wie A. Dillmann, M. Haug, J. Gildemeister, R. Roth, F. Wüstenfeld, und vor allem Th. Nöldeke und J. Wellhausen, die sich auch dann noch zu ihm bekannten, als ihn starrsinnige Rechthaberei und übertrieben „hannöversche“ Gesinnung nach 1866 völlig isolierten.
Ewald war neben W. von Humboldt, F. Bopp und J. Grimm ein Hauptvertreter romantischer Sprachwissenschaft und wurde zu einem Begründer der modernen Semitistik als vergleichender Philologie. Seine Hauptleistung auf dem Felde alttestamentlicher Forschung war die Geschichte des Volkes Israel (8 Bde., 1843-1868). Die Arabistik verdankt Ewald vor allem eine Darstellung der Metrik, in der er gegen die Auffassung der arabischen Grammatiker ihren quantitativen Charakter nachwies (De metris carminum Arabicorum libri duo, 1825), und eine Grammatica critica linguae Arabicae (2 Bde., 1831-1833), die ebenfalls auf Überwindung des einheimischen Systems abzielt.